Die Chance, in Deutschland ein lebensrettendes Spenderorgan zu bekommen, ist im europäischen Vergleich schon seit vielen Jahren erschreckend gering. Auch 2022 ist die Zahl der Organspenden weiter eingebrochen. Mit einem Bürgerschaftsantrag wollen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen nun in Hamburg eine Trendwende einleiten und setzen sich für den Aufbau eines zentralen Organspende-Registers ein. Unter anderem durch eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, der Verbraucherzentrale sowie Schulen und Meldeämtern sollen Transplantationen sowie die Dokumentation der Entscheidung für oder gegen die postmortale Organspende gefördert werden. Über den rot-grünen Antrag entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 7. Juni.
Dazu Gudrun Schittek, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Deutschland ist das einzige Land im Eurotransplant-Verbund, in dem es keine Widerspruchlösung gibt. Zusammen mit Luxemburg haben wir die niedrigsten Organspendezahlen in Europa. Es kommt deshalb sogar vor, dass Menschen für eine lebensrettende medizinische Behandlung wie die Organtransplantation Deutschland verlassen. Das zeigt klar, dass derzeit in diesem Bereich zu viel falsch läuft. Es braucht daher dringend eine neue und umfassende Debatte über Lösungswege aus dieser schwierigen Situation. In Hamburg wollen wir abgesehen davon alles dafür tun, dass lebensrettende Transplantationen in Zukunft auch auf Basis der jetzigen Rechtslage häufiger realisiert werden können. Hierfür wollen wir beispielsweise durch Überarbeiten der Patient*innenverfügungen in Zusammenarbeit mit Notar- und Ärztekammer Unsicherheiten für behandelnde Ärzt*innen abbauen sowie eine noch bessere Kooperation unter den Kliniken fördern. Auch gehört das Thema Organspende in den schulischen Lehrplan. Zudem ist der Aufbau eines bundesweiten Organspenderegisters längst überfällig und muss endlich umgesetzt werden, denn Organspende rettet Leben.”
Dazu Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Eine Organspende rettet Leben! Es ist erschreckend, dass die ohnehin schon geringe Zahl der Organspenden bundesweit in den vergangenen Jahren weiter gesunken ist. Auch in Hamburg beobachten wir einen Abwärtstrend: Retteten im Jahr 2018 noch 55 Organspenden schwerkranken Menschen in Hamburg das Leben, lag diese Zahl 2022 nur noch bei 28 – insbesondere für die Betroffenen eine schwer zu ertragende Entwicklung. Diese Dynamik lässt sich nur zum Teil auf den Fachkräftemangel und die damit verbundene Reduzierung von Intensivbetten zurückführen. Mit unserem Antrag wollen wir diesem Rückgang entgegensteuern und mit einer Aufklärungskampagne umfassend über Organspende informieren. Unser Ziel ist es, dass sich die in Umfragen immer wieder bekundete hohe Spendenbereitschaft der eigenen Organe auch dokumentiert in den Ausweisen wiederfindet, sodass im Fall der Fälle schnellere Entscheidungen getroffen werden können. Dafür müssen wir uns als Gesellschaft vermehrt mit Organspenden auseinandersetzen. So soll das Thema beispielsweise in den Lehrplänen verankert und auch gesamtgesellschaftlich umfassend über die Organspende und Patient:innenverfügungen informiert werden. Es gilt zunächst, die Instrumente auszuschöpfen, die uns das aktuelle Gesetz an die Hand gibt. Seit März 2022 können viele Ärzt:innen beispielsweise abrechnen, wenn sie Patient:innen über das Thema Organspende aufklären und ich wünsche mir, dass sie dieser wichtigen Aufgabe verstärkt nachkommen.“
Neuste Artikel
Ausschluss aus der AfD-Fraktion- Jasberg: „Weder Olga Petersen noch die unglaubwürdige Distanzierung sind Einzelfälle in der AfD“
Die Hamburger AfD-Fraktion hat ihre Abgeordnete Olga Petersen ausgeschlossen, parallel läuft ein Parteiausschlussverfahren. Für die Grüne Fraktion steht der Umgang mit der Personalie Petersen symptomatisch für demokratieverachtendes und populistisches Handeln der AfD. Mit Blick auf die Parteiprogrammatik und das Verhalten anderer, weiterhin aktiver AfD-Politiker ist Petersens Ausschluss wenig glaubwürdig und erscheint als rein wahltaktisches Manöver….
Einladung an die Medien – Abgeordnete der SPD, Grünen, CDU und Linken reinigen Stolpersteine vor dem Rathau
Am 8. Mai 1945 endete der Schrecken des 2. Weltkrieges in Europa und mit ihm der menschenverachtende Terror des Nationalsozialismus. Anlässlich des Gedenktages zum 8. Mai und des Gedenkens an die Opfer der Nationalsozialisten, werden Abgeordnete von SPD, Grünen, CDU und Linken die Stolpersteine vor dem Hamburger Rathaus reinigen. Die Stolpersteine erinnern an die Opfer…
Klimaschutz
Energieeinsparung im öffentlichen Raum – Domm: „Wir bringen die Beleuchtung der Stadt voran“
Der Energieverbrauch von öffentlicher Beleuchtung in Hamburg nimmt durch Einführung sparsamer LED-Anlagen weiterhin ab. Dies geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) der Grünen Abgeordneten Rosa Domm an den Hamburger Senat hervor. Demnach ist der Stromverbrauch von Straßenlaternen im Vergleich zum Jahr 2000 um 30 Prozent zurückgegangen, bei Ampeln und Leuchtverkehrszeichen sogar um 69 bzw….
Ähnliche Artikel
Gesundheit
Bessere kinderärztliche ambulante Versorgung – Schittek: „Wichtige Maßnahmen für Familien in unterversorgten Stadtteilen”
Bereits im September haben die Hamburger Regierungsfraktionen im Gesundheitsausschuss die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) und die Krankenkassen gebeten, alle Möglichkeiten der regionalen Steuerung von Praxissitzen zu nutzen, um die Gesundheitsversorgung in unterversorgten Stadtteilen zu sichern. Dieser Einsatz zeigt nun Erfolg: Anfang Januar 2024 eröffnet die KVH im Hamburger Osten erstmals eine eigene Kinderarztpraxis. Zudem sollen…
Gesundheit
Apotheken stärken – Gute Arzneimittelversorgung in Hamburg sicherstellen
Die Arzneimittelversorgung in Hamburg soll künftig durch eine bessere Koordinierung von Apothekerkammer, Krankenkassen sowie der Verbände der Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzt*innen sichergestellt werden. Einen entsprechenden Antrag bringen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen zur nächsten Bürgerschaftssitzung am 8. November ein. Ein Fachgespräch soll in Hamburg Möglichkeiten aufzeigen, die Apotheken in der Arzneimittelversorgung zu entlasten und…
Gesundheit
Entwicklung von Hitzeaktionsplan – Rot-Grün stärkt öffentliche Beteiligung
Hamburgs Sommer werden durch die Klimakrise immer heißer. Für viele Menschen bedeutet Hitze ein gesundheitliches Risiko. Der geplante Hamburger Hitzeaktionsplan soll Betroffene aktiv vor den Auswirkungen hoher Temperaturen schützen. In einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen für eine breite öffentliche Beteiligung bei der Entwicklung des Aktionsplans ein (siehe Anlage). Die Perspektive…