In fast jedem Produktions- und Handlungsvorgang wird CO2 emittiert, die dabei entstehenden Kosten für Klima und Gesellschaft werden aber oft nicht eingepreist. Ein Antrag der rot-grünen Regierungsfraktionen soll nun dafür sorgen, dass die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Gesamtkosten offengelegt und die entstandenen Emissionen in der Preisgestaltung berücksichtigt werden. Hierfür werden erstmals und beispielhaft jeweils ein städtisches Bauprojekt und ein städtisches Beschaffungsvorhaben aus dem Liefer- und Dienstleistungsbereich ausgewählt, bei deren Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ein fiktiver CO2-Preis mit einbezogen werden soll, um langfristige Kosten für Klima, Stadt und Menschen aufzuzeigen. Dabei soll geprüft werden, ob klimafreundliche Produkte und Planungen unter den veränderten Rahmenbedingungen stärker berücksichtigt werden. Die Hamburgische Bürgerschaft stimmt am 1. Dezember über das Vorhaben von SPD und Grünen ab.
Dazu Rosa Domm, klimapolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Vermeintlich billige Preise lügen: Sie spiegeln die tatsächlichen Folgekosten für die Gesellschaft, Umwelt, Gesundheit und das Klima nicht wider. Um die Marktverzerrung zu beheben, wollen wir bei städtischer Auftragsvergabe erstmals den CO2-Preis des Umweltbundesamts berücksichtigen. Dieser orientiert sich anders als der CO2-Preis des Bundes an den tatsächlichen Kosten von Emissionen und ist daher deutlich höher angesetzt. Mit dem fiktiven CO2-Preis werden Produkte aufgrund ihrer wahren Kosten und den Umweltfolgeschäden bewertet und ihre Auswirkungen transparent gemacht. Dieses Vorhaben ist komplex und muss daher für eine dauerhafte Anwendung bei allen städtischen Vorhaben genau geprüft werden. Dabei arbeiten wir nur mit volkswirtschaftlichen Folgekosten. Meine Kollegin Andrea Nunne, die sich schon viele Jahre mit einer solchen Einführung beschäftigt und ich freuen uns auf die Umsetzung, die Hamburg unserem Ziel der Klimaneutralität näher bringt.”
Dazu Alexander Mohrenberg, Sprecher für Umwelt, Klima und Energie der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Die öffentliche Hand muss wirtschaftlich und kostenbewusst handeln. In klassischen Kosten-Nutzen-Analysen, für die reine Marktpreise eingepreist werden, werden CO2-Folgekosten aber nicht berücksichtigt – nachhaltigere Planungen mit besserer Klimabilanz haben so regelmäßig keine Chance. Eine Lösung könnte sein, fiktive CO2-Schattenpreise anzusetzen, um die geringe Klimabelastung und das künftige Einsparen von CO2-Zertifikaten bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Gleichwohl gibt es hier noch viele Herausforderungen: Bauvorhaben dürfen sich nicht dramatisch verteuern, Vergabeprozesse sich nicht endlos hinziehen und für viele Prozesse existiert noch keine Berechnungsgrundlage. Zudem sind einige Stoffe für bezahlbare Bauvorhaben derzeit noch unersetzbar. In Ermangelung praktischer Erfahrungen und der gleichzeitigen Notwendigkeit, nachhaltigere Verfahren zu etablieren, wollen wir mit diesem Antrag ein städtisches Bauvorhaben und ein städtisches Beschaffungsvorhaben mit CO2-Folgekostenrechnungen durchführen. Dadurch gibt es die Möglichkeit, künftige Planungen nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen, ohne aktuell laufende Prozesse in der Stadt zu verzögern.“
Hintergrund
Der sogenannte CO2-Schattenpreis beruht auf Berechnungen des Umweltbundesamts. Er liegt zurzeit bei 201 Euro pro Tonne CO2.
Neuste Artikel
Klimaschutz
Emissionsdaten 2023 – Domm: „Das sind gute Nachrichten und zugleich ein klarer Auftrag“
Die CO₂-Emissionen Hamburgs sind im Jahr 2023 erneut deutlich gesunken. Das belegen neue Zahlen des Statistikamts Nord. Die Grüne Fraktion Hamburg begrüßt diese Entwicklung, mahnt jedoch: Sinkende Emissionszahlen dürfen nicht als Selbstverständlichkeit gelten. In Teilen ist der Rückgang auf die Reduzierung der Kohleverstromung zurückzuführen, die 2022 infolge der Energiekrise kurzfristig zugenommen hatte. Die kommenden Jahre…
Sport
Gemeinnützigkeit stärken – Rot-Grün entlastet Sportvereine und gemeinnützige Organisationen
Die Fraktionen von SPD und Grünen setzen sich auch in der neuen Wahlperiode dafür ein, die steuerlichen und bürokratischen Rahmenbedingungen für Sportvereine und weitere gemeinnützige Organisationen deutlich zu verbessern. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen, dass die Grenze für den vereinfachten Nachweis von Spenden erhöht und die Vereine durch den Abbau bürokratischer Hürden bei…
Haushalt
Reform der Schuldenbremse – Änderung der Hamburgischen Verfassung sichert Bundesregelung rechtlich ab
Die Neuregelung der Schuldenbremse auf Bundesebene hat auch in den Ländern die Möglichkeit einer strukturellen Kreditaufnahme ermöglicht. Um diese ins Landesrecht wirkende Regelung rechtssicher festzuschreiben, schlagen die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen eine Änderung der Hamburgischen Landesverfassung vor. Über den rot-grünen Antrag debattiert die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 24. April. Dazu Dennis…
Ähnliche Artikel
Klima
Wichtiger Schritt für klimaresilientes Hamburg –Domm: „Unsere Straßen helfen künftig beim Schutz vor Hitze und Starkregen“
Beim Bau von Straßen wird künftig die Klimaanpassung eine größere Rolle spielen – das berichtet der Hamburger Senat in seiner Antwort auf ein bürgerschaftliches Ersuchen der Regierungsfraktionen (Drs. 22/12947). Künftig nimmt der Senat die sogenannte Blau-Grüne Infrastruktur in das Hamburger Regelwerk für Planung und Entwurf von Stadtstraßen (ReStra) auf und macht sie somit verbindlich für…
Bürgerschaft
Aktuelle Stunde – Blumenthal: “Mit ihren Plänen öffnet die Union Tür und Tor für die, die unserer Demokratie schaden wollen.”
Maryam Blumenthal, Landesvorsitzende der GRÜNEN Hamburg, zur heutigen Aktuellen Stunde in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Mit ihren Plänen öffnet die Union Tür und Tor für die, die unserer Demokratie schaden wollen. Sie sorgen nicht für mehr Sicherheit, ihr Weg schafft nur mehr Unsicherheit. Was unser Land jetzt braucht: bestehende Gesetze müssen konsequent umgesetzt werden, unsere Sicherheitsbehörden…
Energie
Keine Holzverbrennung in Tiefstack – Müller: „Kohleausstieg ist zentraler Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität“
Die Hamburger Energiewerke (HEnW) haben heute bekanntgegeben, beim Kohleausstiegskonzept für das Kraftwerk Tiefstack auf Biomasse zu verzichten und die geplante Flusswasser-Wärmepumpe in der Billwerder Bucht deutlich zu vergrößern. Die Grüne Fraktion Hamburg hat sich ebenso wie die Umweltverbände seit Jahren für eine solche Lösung eingesetzt. Durch den Verzicht auf Holzverbrennung werden klimaschädliche Emissionen reduziert sowie…