Die Auseinandersetzung um den Stier „Goofy“ nimmt erschreckende Züge an. Schüler*innen und Lehrer*innen des Walddörfer-Gymnasiums sowie das Museumsdorf in Volksdorf werden massiv an den Pranger gestellt und beschimpft. Tierschützer*innen streiten erbittert um das Leben des Stiers. Bauernverbände rüsten verbal auf. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion verurteilt die persönlichen Angriffe auf die Schule und die Schüler*innen und betont, dass sich diese Auseinandersetzung auf die Falschen richtet. Vielmehr geht es darum, die Massentierhaltung und die Billig-Fleischproduktion in den Fokus zu nehmen.
Dazu Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wer jetzt Kinder beschimpft, erweist dem Tierschutz einen Bärendienst. Es ist wichtig, in der Diskussion um den kleinen Stier Goofy verschiedene Ebenen nicht miteinander zu vermischen. Grundsätzlich ist es ehrenwert, ein Tier vor dem Tod zu bewahren. Ich habe großen Respekt vor allen Menschen, die sich liebevoll um kranke oder verlassene Tiere kümmern oder sich politisch für mehr Tierschutz einsetzen. Hier richtet sich der Zorn aber gegen die Falschen. Es ist die Bundespolitik, die jahrzehntelang versagt hat, Goofys Artgenossen ein erträgliches Leben zu gewährleisten. Die Tierhaltung in Deutschland ist bis über die Schmerzgrenze zur Billigfleisch-Industrie verkommen, in der es kaum einen Raum für Mitgefühl gibt. Dieses Leid sollte uns auf die Straße treiben, denn hier ist Wut berechtigt und die Gegner mächtig. Große Protestaktionen in Volksdorf sind nicht verhältnismäßig und stellen Schüler*innen und Lehrer*innen an den Pranger. Aber ich bin ebenso erschrocken über die Wortwahl der Gegenseite, die versucht, Tierschützer*innen pauschal zu verunglimpfen. Dieses verbale Hochrüsten aller Seiten schadet unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt und setzt die Schule und das Museumsdorf unter immensen Druck.
Objektiv betrachtet haben die Jugendlichen Goofy wertvolle Lebenszeit geschenkt und in ihrem Schulprojekt viel über Tierhaltung und Ernährung erfahren. Sie haben den Wert der ökologischen Landwirtschaft schätzen gelernt und viele essen nun weniger Fleisch als vorher. Die Tierschützer*innen haben sich bemüht, dem kleinen Goofy ein gutes Leben auf einem Gnadenhof zu ermöglichen – was eine tolle Idee war, aber nicht gelang. Auch wenn ich mir persönlich ein langes Leben für Goofy wünsche: Eine Eskalation ist hier der falsche Weg.“
Hintergrund:
Im Rahmen eines Schulprojekts zur landwirtschaftlichen Tierhaltung brachten Schüler*innen des Walddörfer-Gymnasiums im Frühjahr 2019 das Stierkalb Goofy aus Tirol nach Hamburg ins Museumsdorf Volksdorf. So retteten die Jugendlichen das Tier vorerst vor dem frühen Tod. Ursprünglich stand am Projektende im Frühjahr 2021 die Schlachtung des Stieres, doch die Schulleitung hat das Projekt in der letzten Woche vorzeitig beendet. Öffentlich wurde starke Kritik laut. Tierschützer*innen setzten sich dafür ein, dass das Tier weiterleben darf. Dabei war es zu heftigen Diskussionen gekommen, die auf mehreren Seiten ein erschreckendes Ausmaß angenommen haben.
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