In den 70er-Jahren wurden in Hamburg eine Reihe von Großsiedlungen errichtet, die überwiegend aus Sozialwohnungen bestanden und teilweise immer noch bestehen. Da dies in einigen Gebieten zu einer unausgewogenen Sozialstruktur führte, wurden die Siedlungen von der Verpflichtung entbunden, die Wohnungen an vordringlich Wohnungssuchende und an Haushalte mit geringem Einkommen zu vergeben. Diese Freistellung wurde seitdem für Steilshoop, Mümmelmannsberg, ganz Wilhelmsburg und Allermöhe-West durchgeführt. Die rot-grünen Regierungsfraktionen wollen nun angesichts der nach wie vor hohen Zahlen an unversorgten vordringlich Wohnungssuchenden mit einem Antrag in der morgigen Bürgerschaftssitzung prüfen lassen, ob und inwieweit die Freistellung für einzelne Gruppierungen aufgehoben werden kann.
Dazu Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir haben immer noch viel zu viele Menschen, die in öffentlichen Unterkünften untergebracht werden oder in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben. Wir müssen diejenigen, die als ‚vordringlich Wohnungssuchende‘ registriert sind, noch viel gezielter unterstützen. Eine Seniorin, die eine rollstuhlgerechte Wohnung braucht, eine Familie auf zu engem Wohnraum oder eine von Gewalt bedrohte Frau können sich auf dem engen Wohnungsmarkt oft nicht behaupten. Es wird daher dringend Zeit, die vor mehreren Jahrzehnten in einigen Stadtteilen ausgesetzte Vergabe von Sozialwohnungen an Menschen mit dringendem Wohnbedarf auf den Prüfstand zu stellen. Dabei müssen die freiwerdenden Wohnungen nicht zwingend in den Stadtteilen mit niedrigem sozialen Standard von dieser Gruppe belegt werden. Die betroffenen Wohnungsunternehmen haben nämlich die Möglichkeit, einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Hamburg abzuschließen, der es ermöglicht, diese Menschen in ihrem gesamten Wohnungsbestand unterzubringen – also auch in Stadtteilen, die sozial stabil sind. Hier sehen wir auch Unternehmen, die noch keinen Vertrag haben – wie Vonovia – in der sozialen Verantwortung, hilfebedürftige Menschen zu versorgen. Mit unserem Antrag wollen wir auch mehr Kooperationsverträge für hilfebedürftige Menschen und mehr geförderte Wohnungen für Menschen mit dringendem Wohnraumbedarf schaffen. Es ist unser erklärtes Ziel, dass der Hamburger Wohnungsmarkt allen Menschen offensteht.“
Dazu Martina Koeppen, Fachsprecherin für Stadtentwicklung und Wohnen der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Hamburgs Bilanz beim Bau von Sozialwohnungen kann sich bundesweit mehr als sehen lassen. Mit 192 bewilligten öffentlich geförderten Mietwohnungen pro 100.000 Einwohnern in 2019 steht Hamburg an der Spitze aller Bundesländer. Hinzu kommt, dass wir mit dem Drittel-Mix ein kluges und ausgewogenes Mittel haben, mit dem sich gemischte Wohnstrukturen entwickeln können. Dadurch wachsen viele stabile und lebenswerte Quartiere in Hamburg und prägen ihren stadtteilbezogenen Charakter aus. Das ist auch für die vier Siedlungsbereiche mit Freistellungsgebieten Steilshoop, Mümmelmannsberg, Wilhelmsburg und Allermöhe-West von hoher Bedeutung. Klar ist, dass die Versorgungssituation von vordringlich Wohnungssuchenden und auch die gute Quartiersentwicklung in den betroffenen Stadteilen weiter verbessert werden muss. Die Überprüfung der Freistellungsgebiete kann ein weiterer Baustein sein, mehr Haushalte, die nicht aus eigener Kraft eine gute Wohnung finden, mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Daher ist der Ansatz einer ergebnisoffenen und transparenten Prüfung genau richtig.“
Neuste Artikel
Gesundheit
Krankenhaus Groß-Sand – Rot-Grün stellt Initiative für innovativen Gesundheitsstandort in Wilhelmsburg vor
Das Erzbistum Hamburg hat heute seine Pläne für Veränderungen am Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg bekannt gegeben. Demnach wird das Bistum die medizinischen Angebote sukzessive abbauen und an andere Standorte verlagern. In Groß-Sand verbleiben für einen Übergangszeitraum die Geriatrie sowie die Neurologische Frührehabilitation. Für die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen ist die Entscheidung des Bistums unzureichend…
Fraktionsvorstand
Angriff am Hauptbahnhof – Imhof: „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und ihren Angehörigen“
Bei einem Angriff am Hamburger Hauptbahnhof am gestrigen Abend gab es mehrere Verletzte und Schwerverletzte. Die Grüne Fraktion Hamburg ist zutiefst betroffen von den Nachrichten über die Geschehnisse und drückt den Verletzten und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Dazu Sina Imhof, Vorsitzende der Grünen Fraktion Hamburg: „Die Geschehnisse gestern Abend am Hauptbahnhof machen uns betroffen…
Wohnen
Wohnungsbauzahlen 2024 – Alam: „Ein gutes Signal für alle, die eine bezahlbare Wohnung suchen“
Hamburg geht voran beim Wohnungsbau: 2024 wurden laut Statistikamt rund 39 Prozent mehr Wohneinheiten gebaut als im Vorjahr. Diese Trendwende gilt es nun zu verstetigen. Der rot-grüne Koalitionsvertrag ist dafür die beste Grundlage: mit dem neuen Hamburg-Standard für günstigeres und effizientes Bauen, mehr Wohnraumförderung, einem Online-Dienst gegen Mietwucher und Maßnahmen gegen Gebäudeleerstand. Damit ist Hamburg…
Ähnliche Artikel
Stadtentwicklung
Große Anfrage zur Kulturellen Stadtentwicklung – Hamburg profitiert von gezielter Kulturförderung
Vor 15 Jahren wurde die Studie zur „Kreativen Stadt Hamburg“ veröffentlicht. Sie hat wichtige Impulse für die Kultur- und Kreativwirtschaft gesetzt und dazu beigetragen, dass sich Hamburg als bedeutender Kulturstandort in Nordeuropa etabliert hat. Die Antworten des Senats auf eine Große Anfrage der rot-grünen Regierungsfraktionen zeigen nun: Die Stadt Hamburg hat in den letzten Jahren…
Stadtentwicklung
Kultur Palast Billstedt – Rot-Grün unterstützt Modernisierung der Kultureinrichtung
Mit bis zu 65.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2030 ermöglichen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen die dringend notwendige Erneuerung der Brandmeldeanlage und die Instandsetzung des Parketts im Kultur Palast Billstedt. Das soziokulturelle Zentrum im Hamburger Osten, in dem unter anderem Konzerte, Workshops und Tanzkurse stattfinden, spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung kultureller…
Stadtentwicklung
Kultur in der Science City – Rot-Grün will bestehende Angebote langfristig sichern
Die Science City in Bahrenfeld ist derzeit das größte Stadtentwicklungsprojekt Hamburgs. SPD und Grüne möchten, dass dort nicht nur neuer Raum für Wissenschaft und Wohnen entsteht, sondern gleichzeitig auch kulturelle Angebote bewahrt und weiterentwickelt werden. Ein rot-grüner Antrag sieht daher vor, dortige kulturelle Nutzungen wie den „Flohdom“, die Event-Location „Kuppel Hamburg“ und sommerliche Open-Air-Konzerte auch…