Mit dem Start des Wintersemesters an den Universitäten setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in einem Bürgerschaftsantrag für die finanzielle Entlastung von Studierenden ein (siehe Anlage). So sollen die stark gestiegenen Zinssätze für KfW-Studienkredite gedeckelt und die im Bund geplanten Mittelkürzungen beim BAföG gestoppt werden. Die Fraktionen fordern den Bund auf, die dringend benötigte BAföG-Reform, insbesondere die Erhöhung der Förderdauer, voranzutreiben. Über den rot-grünen Antrag stimmt die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 11. Oktober ab.
Dazu Sina Koriath, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Als Kind einer Arbeiter*innenfamilie habe ich selbst erlebt, wie wichtig die Entkopplung von Bildungschancen und den finanziellen Möglichkeiten der Eltern ist. Hierfür ist das BAföG ein zentrales Instrument. Mit der Erhöhung des Förderungsbeitrags, der Altersgrenze sowie der Freibeträge im Rahmen der BAföG-Reform 2022 hat der Bund zuletzt bereits überfällige Schritte auf den Weg gebracht. Doch es braucht zwingend weitere Anpassungen, darunter die Berücksichtigung von gestiegenen Mietkosten, eine zeitlich flexiblere Ausgestaltung sowie die regelmäßige Anpassung von Freibeträgen und Bedarfssätzen. Bedauerlicherweise tut der Bund unter Federführung von Bundesfinanzminister Christian Lindner das Gegenteil und plant, Haushaltsmittel für BAföG-Leistungen zu kürzen. Das wäre ein fataler Einschnitt. Wir setzen uns klar für die Rücknahme dieser Kürzungen und notwendige Reformschritte auf Bundesebene ein. Ein weiteres Problem sind die zuletzt stark gestiegenen Zinsen auf Studienkredite, die ehemalige Studierende massiv belasten und künftige von einem Studium abhalten. Wir brauchen eine Deckelung der Zinsen auf moderatem Niveau, um finanzielle Sicherheit zu schaffen. Mit der Ausgestaltung des BAföG steht und fällt, ob Menschen aus einkommensschwachen Familien einen akademischen Karriereweg einschlagen oder nicht. Der Bund muss hier gegensteuern und aufhören, an der Bildungsgerechtigkeit zu sparen.“
Dazu Annkathrin Kammeyer, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Alle Studierende müssen unabhängig von den finanziellen Mitteln der Eltern ihre Wunschausbildung absolvieren können. BAföG ist dafür ein wirksames Mittel. Die geplante Kürzung der Bundeshaushaltsmittel für BAföG-Leistungen steht dazu aber im absoluten Widerspruch. Eine weitere Möglichkeit für Studierende ist die Aufnahme eines Kredits bei der KfW. Durch die sprunghaft starke Zinserhöhung für Studienkredite der KfW entstehen aktuell erhebliche Belastungen bei der Rückzahlung der Kredite. Dies trifft gerade junge Menschen, die nicht aus finanziell gut ausgestatteten Elternhäusern stammen. Es kann sie in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten bringen oder aktuell von der Aufnahme eines Studiums abschrecken. Mit unserem Antrag machen wir uns dafür stark, dass die anvisierten Kürzungen für BAföG-Leistungen zurückgenommen und die angekündigte Reform des BAföG schnell und konsequent umgesetzt wird. Zudem ist eine Deckelung der Studienkreditzinsen der KfW-Bank auf fünf Prozent aus unserer Sicht unumgänglich. Wir erwarten, dass die zuständigen FDP-Bundesminister:innen Christian Lindner und Bettina Stark-Watzinger zu den für unsere Gesellschaft so wichtigen Grundsätzen der Chancen- und Bildungsgerechtigkeit zurückfinden.“
Hintergrund:
Ein Studienkredit ist ein wichtiges Finanzierungsmittel für Studierende. Denn Studierende haben nur während ihrer Regelstudienzeit einen Anspruch auf BAföG und sind ohne finanziellen Rückhalt anschließend auf einen Studienkredit angewiesen. Als in der Corona-Pandemie die Nebenjobs für Studierende wegbrachen, reagierte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit der Senkung ihrer Zinsen auf den Studienkredit auf null Prozent. Mit dem Anstieg der Studienkreditzinsen im April 2023 auf 7,82 Prozent stehen somit viele Studierende vor immensen Herausforderungen.
Den Antrag zur Pressemitteilung finden Sie hier.
Neuste Artikel
Sonderparteitag an der Elbe: GRÜNE Hamburg beschließen Koalitionsvertrag mit der SPD
Die Hamburger GRÜNEN haben bei ihrer Sonder-Landesmitgliederversammlung am Montagabend im Alten Fährterminal Altona dem rot-grünen Koalitionsvertrag und vorgeschlagenen Personaltableau zugestimmt. Ein entsprechender Antrag des Landesvorstands wurde mit großer Mehrheit angenommen. Dem künftigen Hamburger Senat werden diese grünen Senator*innen angehören: Katharina Fegebank (Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft), Maryam Blumenthal (Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung), Anna Gallina (Justiz…
Fraktionsvorstand
De Vries wird Staatssekretär – Imhof: „Das ist eine irritierende Entscheidung von Friedrich Merz“
Die CDU hat heute ihre Personalentscheidungen für die neue Bundesregierung vorgestellt. Dass ausgerechnet der Hamburger Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium wird, ist aus Sicht der Grünen Fraktion Hamburg ein schlechtes Signal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. De Vries, der in der Vergangenheit immer wieder durch rechtspopulistische Rhetorik und abwertende Aussagen…
Medien
Meinungsvielfalt schützen – Rot-Grün setzt sich für moderne Medienregeln ein
Medienvielfalt ist ein wichtiger Pfeiler für eine lebendige und stabile Demokratie. Mit einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen daher für eine tiefgreifende Reform des Medienkonzentrationsrechts innerhalb der aktuellen Vertrags- und Rechtslage ein. Ziel ist es, die crossmediale Markmacht einzelner Konzerne zukünftig zu messen und zu bewerten. Damit wird die demokratische…
Ähnliche Artikel
Wissenschaft
Freie Wissenschaft – Hamburg soll sicherer Hafen für US-Wissenschaftler*innen werden
In einem gemeinsamen Zusatzantrag setzen sich Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen dafür ein, Hamburg als sicheren und attraktiven Forschungsstandort für Wissenschaftler*innen aus den USA zu etablieren. Hintergrund für diesen Schritt sind die besorgniserregenden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, wo zentrale wissenschaftliche Institutionen gezielt und teils rechtswidrig geschwächt werden. Hamburg bietet mit seiner vielfältigen Forschungslandschaft schon…
Wissenschaft
Weltall hautnah – Rot-Grün unterstützt Sanierung von Hamburger Sternwarte
Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf verbindet wissenschaftliche Forschung, Lehre und Bildungsarbeit an einem historischen Ort. Um Schäden an den denkmalgeschützten Gebäuden und Teleskopen zu beheben und vorzubeugen, stellen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen 340.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2030 bereit. Das Bezirksamt Bergedorf beteiligt sich zudem mit 30.000 Euro an den Kosten der…
Wissenschaft
Investieren in ein starkes Hamburg von morgen – Gute Wissenschaft für eine innovative Zukunft
Wissenschaftlicher Fortschritt ist ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit Hamburgs. Mit dem Haushalt 2025/26 und dem Sammelantrag Wissenschaft setzen SPD und Grüne gezielte Schwerpunkte, um Hamburgs Position als Wissenschaftsmetropole auszubauen. Der Fokus liegt dabei unter anderem auf der Einführung eines eigenständigen Promotionsrechts an der HAW und der Förderung des Großprojekts PETRA IV am DESY, das weltweit…