Das Transsexuellengesetz (TSG) ist seit vielen Jahrzehnten bittere Grundlage für die staatliche Diskriminierung von trans* Menschen in Deutschland. Bis 2008 sah es vor, dass zur Änderung des Personenstands eine Zwangsscheidung der Ehe durchgeführt werden muss. Eine Zwangssterilisation war sogar bis 2011 vorgesehen. Beides traumatisierte Tausende Betroffene und griff massiv in die körperliche Unversehrtheit ein, ehe beide Verfahren vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt wurden. Eine Große Anfrage der Grünen Fraktion Hamburg an den Senat zeigt nun auf, dass bis heute insgesamt 1290 solcher Zwangsverfahren in der Hansestadt durchgeführt wurden (siehe Anlage). Ebenso beinhaltet die Senatsantwort eine Zusicherung, dass alle den Verfahren zugehörigen Akten bis mindestens 2030 nicht vernichtet werden sollen. Die Grüne Fraktion spricht sich vor diesem Hintergrund für umfassende Aufarbeitung und für eine Entschädigung betroffener Menschen aus. Ein entsprechender Entschädigungsfonds ist im Aktionsplan ‚Queer leben‘ der Bundesregierung vorgesehen.
Dazu Adrian Hector, Sprecher für geschlechtliche Vielfalt der Grünen Fraktion Hamburg: „Über viele Jahre hinweg wurden trans* Menschen in Deutschland zur Zwangsscheidung ihrer Ehe gezwungen und mussten zusätzlich schwerwiegende Eingriffe in ihre körperliche Unversehrtheit ertragen, nur um ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister ändern zu können. Dieses Unrecht muss entschädigt werden! Mit unserer Großen Anfrage haben wir nun für Hamburg erste Daten vorliegen, mit denen wir arbeiten können. Es handelt sich insgesamt um 1290 Verfahren der Zwangsscheidung oder Zwangssterilisation, die hier in Hamburg stattgefunden haben. Davon fallen 655 Verfahren in den Zeitraum vor 2011, danach sind die Zahlen sprunghaft angestiegen. Das zeigt sehr deutlich, wieviel Leid die Zwangssterilisation bedeutet hat und wie viele Menschen über Jahrzehnte durch diese furchtbare Form der Diskriminierung eingeschüchtert wurden. Der Senat hat uns in seiner Antwort zudem zugesichert, dass alle vorhandene Akten bis mindestens 2030 nicht vernichtet werden, um eine detaillierte Aufarbeitung zur ermöglichen. Zu den bereits vernichteten Akten der Jahrgänge 1981-1987 sind wenigstens Registerbücher vorhanden. Als Fraktion werden wir uns intensiv für eine weitere Aufarbeitung dieser historisch schlimmen Verfahren durch ein Forschungsprojekt einsetzen, damit das erlittene Unrecht wenigstens finanziell entschädigt wird.“
Neuste Artikel
Kultur
Bis zu 250.000 Euro aus dem Sanierungsfonds – Rot-Grüne Starthilfe für neuen Nica Jazz Clubam Alten Wall
Mit dem neuen Nica Jazz Club wird die Hamburger Jazz-Szene um einen kulturellen Anziehungspunkt reicher. Für optimalen Klang muss die Spielstätte am Alten Wall räumlich ausgebaut und technisch hochwertig ausgestattet werden. Mit bis zu 250.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2030 unterstützen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen deshalb den Ausbau der Bühne sowie Maßnahmen…
Justiz
28 neue Stellen für die Staatsanwaltschaften – Zagst: „Eine starke Justiz ist elementar für das Vertrauen in unseren Rechtsstaat“
In den kommenden beiden Jahren werden bei den Hamburger Staatsanwaltschaften 28 neue unbefristete Stellen geschaffen. Dieser Personalausbau sorgt vor allem dort für Entlastung, wo es zuletzt zu deutlich mehr Verfahren kam, etwa bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität, Drogendelikten und Kinderpornografie. Durch eine gut aufgestellte Justiz und effektive Strafverfolgung wird das Vertrauen in den…
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank will im Bürgerschaftswahlkampf grüne Spitzenkandidatin werden – Kommentar von Maryam Blumenthal und Leon Alam, Landesvorsitzende der GRÜNEN Hamburg
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) hat angekündigt, dass sie bei den Bürgerschaftswahlen 2025 erneut für das Amt der Ersten Bürgermeisterin kandidieren will. Maryam Blumenthal, Landesvorsitzende der GRÜNEN Hamburg, dazu: „Wir freuen uns sehr, dass Katharina Fegebank ihre großartige Arbeit für Hamburg fortführen möchte und sich erneut zur Wahl stellt. Sie hat bereits…
Ähnliche Artikel
Queer
Die Hamburger Grünen beim CSD 2024 – Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.
Am Samstag, 3. August, begeht Hamburg den Christopher Street Day (CSD) 2024 mit der alljährlichen großen Demonstration mit Parade unter dem Motto „5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck“. Der Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen Hamburg beteiligt sich mit einem eigenen Wagen, der die Botschaft „Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.“ trägt. Neben Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin…
Queer
Vorbereitungen auf Selbstbestimmungsgesetz – Hector: „Ein neues Zeitalter bricht an“
Das im April vom Bundestag verabschiedete „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften” ist ein großer Schritt hin in Richtung Anerkennung für trans*-, inter* und nicht-binären Menschen in Deutschland. Es ersetzt ab dem 1. November das diskriminierende Transsexuellengesetz. Schon ab dem 1. August können Termine beim Standesamt vereinbart…
Queer
Mehr Straftaten gegen LSBTIQ+ – Müller: „Ein alarmierendes Spiegelbild der Stimmung im Land“
Die Zahl der queerfeindlichen Straftaten in Hamburg hat deutlich zugenommen. Das geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) des Grünen Abgeordneten Farid Müller an den Senat hervor. Demnach wurden im Jahr 2023 insgesamt 98 Straftaten im Bereich „sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ erfasst, im Vergleich zu 2022 (56 Straftaten) bedeutet das einen Anstieg um 75…