Die Hamburgische Bürgerschaft debattiert heute über den Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“. Dazu bringen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen gemeinsam mit den Fraktionen von FDP und Linke einen interfraktionellen Antrag ein, der einen Senatsbericht über die Umsetzung der rund 70 Empfehlungen und Prüfaufträge zur Stärkung des Kinderschutzes in Hamburg fordert. Mit einem weiteren Zusatzantrag bringt Rot-Grün zudem vier Maßnahmen zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen in familiengerichtlichen Verfahren auf den Weg: Die Fortbildungspflicht für Richterinnen und Richter, die Prüfung einer Bundesratsinitiative zur Einführung von Eingangsvoraussetzungen für Familienrichterinnen und -richter, die Verbesserung der Qualität der Kindesanhörung sowie Maßnahmen zur Erhöhung des Angebots an qualifizierten Sachverständigen für Kinderschutzverfahren.
Dazu Anna Gallina, familienpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Der einstimmige Abschlussbericht erkennt an, dass Hamburg schon viel für den Kinderschutz und ein gutes Aufwachsen von Kindern in der Stadt erreicht hat. Die zahlreichen fundierten Beiträge und Analysen und der tiefgehende Austausch der verschiedenen Disziplinen hat bereits viele erste Impulse bei verschiedenen Akteurinnen und Akteuren ausgelöst, an deren Konkretisierung und Umsetzung wir nun gemeinsam mit dem Senat arbeiten werden. Besonders zügig gehen wir jetzt die Themen an, bei denen die Enquete schon sehr konkret geworden ist, wie zum Beispiel das Thema der Fortbildung von Familienrichterinnen und Familienrichtern. Die Umstände und Herausforderungen im familiengerichtlichen Verfahren stellen fachlich und menschlich hohe Anforderungen an die Familienrichterinnen und -richter und setzen die betroffenen Kinder zum Teil erheblichen Belastungen und Loyalitätskonflikten aus. Deshalb müssen wir zwei Dinge sicherstellen: Die Familienrichterinnen und -richter brauchen Unterstützung, zum Beispiel durch regelmäßige Fortbildungen und Supervision, und die Kinder brauchen eine kindgerechte Gestaltung der Verfahren. Anders als in anderen Landesgesetzen schreibt das Hamburgische Richtergesetz bisher keine ausdrückliche Fortbildungspflicht vor, wie es in anderen Ländern, zum Beispiel in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, bereits der Fall ist. Diese Lücke wollen wir mit einer Fortbildungsverpflichtung schließen. Besonders wichtig ist auch, dass der Zeithorizont familiengerichtlicher Verfahren den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen entspricht. Dabei ist insbesondere die Verfügbarkeit qualifizierter Gutachterinnen und Gutachter ein ‚Nadelöhr‘. Deshalb bitten wir den Senat auch hier, gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um die Situation zu verbessern.“
Dazu Uwe Lohmann, familienpolitischer Sprecher und Obmann der SPD-Bürgerschaftsfraktion in der Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“: „Die Enquete-Kommission hat das Wissen rund um Kinderschutz und Kinderrechte gestärkt. Zwei Jahre Arbeit haben zu zahlreichen konkreten Empfehlungen sowie zu wichtigen Prüfaufträgen geführt, die schon bald ihre Wirkung entfalten werden. Die Anhörungen sowie Befragungen von Praktikern und Beschäftigten haben es ermöglicht, die unterschiedlichen Perspektiven gewinnbringend einzubeziehen. All das hat sich gelohnt – alle Beteiligten haben dazugelernt. Durch die Einstimmigkeit des Beschlusses gewinnen der Bericht und seine 70 konkreten Empfehlungen und Prüfaufträge zusätzliches politisches Gewicht. Die Reichweite der Empfehlungen geht inhaltlich und zeitlich über eine Wahlperiode hinaus. Kinderschutz und Kinderrechte zu stärken, bleibt eine Daueraufgabe, mit der die beteiligten Akteure nie fertig sein werden. Die SPD-Fraktion wird die Weiterentwicklung des Kinderschutzes und der Kinderrechte sowie die Umsetzung in die Praxis eng begleiten. Es ist zusätzlich ein starkes Zeichen für Kinderschutz und Kinderrechte, dass die vier Fraktionen, die die Enquete-Kommission vor über zwei Jahren eingesetzt haben, auch bei der Umsetzung sowie der Begleitung durch den Familien-, Kinder- und Jugendausschuss gemeinsam auf einem konstruktiven Weg bleiben.“
Neuste Artikel
Klimaschutz
Emissionsdaten 2023 – Domm: „Das sind gute Nachrichten und zugleich ein klarer Auftrag“
Die CO₂-Emissionen Hamburgs sind im Jahr 2023 erneut deutlich gesunken. Das belegen neue Zahlen des Statistikamts Nord. Die Grüne Fraktion Hamburg begrüßt diese Entwicklung, mahnt jedoch: Sinkende Emissionszahlen dürfen nicht als Selbstverständlichkeit gelten. In Teilen ist der Rückgang auf die Reduzierung der Kohleverstromung zurückzuführen, die 2022 infolge der Energiekrise kurzfristig zugenommen hatte. Die kommenden Jahre…
Sport
Gemeinnützigkeit stärken – Rot-Grün entlastet Sportvereine und gemeinnützige Organisationen
Die Fraktionen von SPD und Grünen setzen sich auch in der neuen Wahlperiode dafür ein, die steuerlichen und bürokratischen Rahmenbedingungen für Sportvereine und weitere gemeinnützige Organisationen deutlich zu verbessern. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen, dass die Grenze für den vereinfachten Nachweis von Spenden erhöht und die Vereine durch den Abbau bürokratischer Hürden bei…
Haushalt
Reform der Schuldenbremse – Änderung der Hamburgischen Verfassung sichert Bundesregelung rechtlich ab
Die Neuregelung der Schuldenbremse auf Bundesebene hat auch in den Ländern die Möglichkeit einer strukturellen Kreditaufnahme ermöglicht. Um diese ins Landesrecht wirkende Regelung rechtssicher festzuschreiben, schlagen die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen eine Änderung der Hamburgischen Landesverfassung vor. Über den rot-grünen Antrag debattiert die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 24. April. Dazu Dennis…
Ähnliche Artikel
Familie
Investieren in ein starkes Hamburg von morgen – Familienstadt Hamburg sichert Bildung, Integration und Teilhabe
Mit einer guten Finanzierung für Kinderbetreuung, Hilfen zur Erziehung, Familienberatungen und die Offene Kinder- und Jugendarbeit setzt Rot-Grün in Hamburg einen deutlichen Schwerpunkt im Doppelhaushalt 2025/26. Mit einem gemeinsamen Haushaltsantrag ergänzen die rot-grünen Regierungsfraktionen den Haushaltsplanentwurf des Senats um Maßnahmen für Familien, Kinder und Jugendliche. Es stehen zwei Millionen Euro pro Jahr für die Jugendverbandsarbeit,…
Familie
Care Leaver – Rot-Grün für mehr Hilfen beim Schritt aus der Jugendhilfe
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen setzen sich für eine bessere Unterstützung von jungen Menschen bei ihrem Weg aus der stationären Jugendhilfe in die Selbstständigkeit ein. Ein rot-grüner Antrag zur nächsten Bürgerschaftssitzung am 18. September sieht vor, dass im Rahmen einer Fachtagung die konkreten Bedarfe der sogenannten Care Leaver zusammengetragen und perspektivisch in zielführende Maßnahmen…
Familie
Sondernutzung von Spielplätzen – Inbetriebnahme von Kitas ohne Außenfläche ermöglicht
Der Familienausschuss der Bürgerschaft befasst sich in seiner heutigen Sitzung mit der neuen Fachanweisung zur Sondernutzung von Spielplätzen durch Kitas. Nach einem Gerichtsurteil des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts wird mit einer Fachanweisung für Kitaträger sowie für Bezirksämter und Behörden erneut Rechtssicherheit geschaffen und ein Verfahren vereinbart. Damit gibt es nun wieder die Möglichkeit, auch Kitas ohne ausreichend…