Im Einflussbereich der Stadt Hamburg soll künftig ein tariflicher Mindestlohn von 12 Euro gelten. Eine entsprechende Initiative bringen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen zur Bürgerschaftssitzung Mitte Mai auf den Weg. Für alle Beschäftigten im Personalbestand der Stadt Hamburg sowie den städtischen Betrieben und Unternehmen sollen mit den zuständigen Gewerkschaften Tarifverträge über eine Mindestlohngrenze von 12 Euro vereinbart werden. Je nach Abstand zu den derzeit geltenden Stundenlöhnen kann die tarifliche Umsetzung auch schrittweise erfolgen. Wie schon bei der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns ist Hamburg bundesweit nun auch Vorreiter bei der Vereinbarung eines Mindestentgelts in den Tarifverträgen.
Dazu Antje Möller, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Der geltende gesetzliche Mindestlohn reicht gerade in einer Großstadt wie Hamburg nicht aus. Erneut als Vorreiter wollen wir als öffentlicher Arbeitgeber in Hamburg einen Prozess in Gang setzen, um die Mindestlöhne auf ein armutsfestes Niveau zu bringen. Ich bin überzeugt, gemeinsam mit den Gewerkschaften werden wir in kurzer Zeit entsprechende Tarifverträge aushandeln, die über Hamburg hinaus als Maßstab gelten können. Auch die privaten Arbeitgeber sind aufgefordert nachzuziehen. Was die öffentlichen Unternehmen können, sollte in der Privatwirtschaft keine Unmöglichkeit sein.”
Dazu Jens-Peter Schwieger, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Mit dem tariflichen Mindestlohn von 12 Euro bei der Stadt und ihren öffentlichen Unternehmen setzen wir unsere Politik für gute Arbeit in Hamburg konsequent fort. Als nächstes setzen wir den Koalitionsvertrag der Großen Koalition um und erarbeiten ein Programm für einen sozialen Arbeitsmarkt zur Integration von Langzeitarbeitslosen.”
Dazu Wolfgang Rose, Koordinator für Gewerkschaftskontakte in der SPD-Fraktion: „Es ist Zeit für ein Zeichen gegen Niedriglöhne und Altersarmut: Die Gepäck- und Frachtabfertiger am Flughafen, die Servicekräfte der elbkinder-Kitas und des UKE, die Reinigungskräfte der Hochbahntochter TEREG, die Hilfskräfte bei Bäderland und viele andere Niedriglöhner – sie alle werden demnächst in Hamburg einen Mindestlohn von 12 Euro erhalten. Damit sorgen wir für Existenzsicherung und verhindern eine Armutsrente bei lebenslangem Niedriglohn. Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften über diese Lohnuntergrenze bei öffentlichen Unternehmen sind der richtige Weg dafür, denn bei der Umsetzung dieser Vorgabe muss in manchen Tarifverträgen der untere Lohnbereich neu geordnet werden. Bei großen Differenzen kann auch eine schrittweise Angleichung erfolgen. Würde hat ihren Wert und Arbeit hat ihren Preis – mit der Anhebung des Mindestlohns zeigen wir Respekt, Anerkennung und Wertschätzung für jede Arbeit und wir leisten einen notwendigen Beitrag für die Teilhabe der betroffenen Menschen am gesellschaftlichen Leben. Gerade in Großstädten reicht die jetzige Höhe des Mindestlohns nicht zum Leben und benachteiligt vor allem Frauen, die überwiegend in Jobs mit Niedriglohn arbeiten. Mit der Entscheidung der Hamburger Bürgerschaft wollen wir auch ein Zeichen für die private Wirtschaft und den öffentlichen Sektor in ganz Deutschland setzen: Es ist an der Zeit, dass die Mindestlohnkommission der Bundesregierung eine überdurchschnittliche Erhöhung vorschlägt und damit eine neue Grundlage von 12 Euro für zukünftige Angleichungen schafft. Die Einführung des bundesweiten gesetzlichen Mindestlohns hat gezeigt, dass die angstmachende Prognose einer wachsenden Arbeitslosigkeit nicht eingetreten ist. Vielmehr hat der Mindestlohn mit einer gestiegenen Kaufkraft die Konjunktur gestärkt. Dies kann allerdings noch gesteigert werden, wenn die Kontrollen verstärkt und die Zahl der Kontrolleure aufgestockt wird.“
Neuste Artikel
Sonderparteitag an der Elbe: GRÜNE Hamburg beschließen Koalitionsvertrag mit der SPD
Die Hamburger GRÜNEN haben bei ihrer Sonder-Landesmitgliederversammlung am Montagabend im Alten Fährterminal Altona dem rot-grünen Koalitionsvertrag und vorgeschlagenen Personaltableau zugestimmt. Ein entsprechender Antrag des Landesvorstands wurde mit großer Mehrheit angenommen. Dem künftigen Hamburger Senat werden diese grünen Senator*innen angehören: Katharina Fegebank (Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft), Maryam Blumenthal (Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung), Anna Gallina (Justiz…
Fraktionsvorstand
De Vries wird Staatssekretär – Imhof: „Das ist eine irritierende Entscheidung von Friedrich Merz“
Die CDU hat heute ihre Personalentscheidungen für die neue Bundesregierung vorgestellt. Dass ausgerechnet der Hamburger Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium wird, ist aus Sicht der Grünen Fraktion Hamburg ein schlechtes Signal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. De Vries, der in der Vergangenheit immer wieder durch rechtspopulistische Rhetorik und abwertende Aussagen…
Medien
Meinungsvielfalt schützen – Rot-Grün setzt sich für moderne Medienregeln ein
Medienvielfalt ist ein wichtiger Pfeiler für eine lebendige und stabile Demokratie. Mit einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen daher für eine tiefgreifende Reform des Medienkonzentrationsrechts innerhalb der aktuellen Vertrags- und Rechtslage ein. Ziel ist es, die crossmediale Markmacht einzelner Konzerne zukünftig zu messen und zu bewerten. Damit wird die demokratische…
Ähnliche Artikel
Arbeitsmarkt
Gute Arbeit im Vergaberecht – Rot-Grün für rechtliche Verankerung von Tarifbindung und Tariftreue
Tarifverhandlungen zwischen Sozialpartnern sind wesentlich für die Förderung guter Arbeitsbedingungen und Löhne. SPD und Grüne wollen daher Tarifbindung und Tariftreue als verbindliche Kriterien im Hamburger Vergaberecht verankern. Über einen entsprechenden rot-grünen Zusatzantrag stimmt die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer heutigen Sitzung ab. Dazu Filiz Demirel, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Ich freue mich sehr, dass…
Arbeitsmarkt
Neustart für Hagenbeck – Demirel: „Dieser Tierpark verdient eine starke und faire Führung“
Nach jahrelangen Konflikten um die Arbeitsbedingungen im Tierpark Hagenbeck hat Geschäftsführer Dirk Albrecht laut Berichten der Hamburger Morgenpost überraschend seinen Rückzug angekündigt. Die Grüne Fraktion Hamburg sieht darin die Möglichkeit für einen dringend notwendigen Neuanfang für die Beschäftigten des Tierparks und fordert für die Zukunft konstruktive Gespräche über faire Arbeitsbedingungen, transparente Tarifregelungen und ein verbessertes…
Arbeitsmarkt
Sanierung des Wildgeheges Klövensteen – Rot-Grün bringt moderne Kläranlage auf den Weg
Das beliebte Wildgehege Klövensteen im Hamburger Westen soll im Zuge der aktuellen Sanierung auch eine zentrale, nachhaltige Kläranlage erhalten. Das sieht ein gemeinsamer Antrag von SPD und Grünen vor, mit dem für den Bau bis zu 400.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2030 bereitgestellt werden. Die neue Kläranlage soll die Abwasserentsorgung in den Tiergehegen verbessern…