Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen setzen sich für eine Neuregelung im Personenstandsrecht ein, die geschlechtsspezifische Diskriminierung beenden soll. Dabei geht es darum, Menschen, die sich nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen können oder wollen, zukünftig eine dritte Möglichkeit zu geben, sich registrieren zu lassen. Rot-Grün setzt sich schon lange für dieses Thema ein und hat es bereits im Landesaktionsplan benannt. Das Bundesverfassungsgerichtsurteil aus dem Oktober letzten Jahres verleiht dem Nachdruck und schlägt konkrete Maßnahmen vor, deren Umsetzung nun auch mit einem Antrag zur nächsten Bürgerschaftssitzung vorangebracht werden soll.
Dazu Farid Müller, Sprecher für Lesben-/Schwulen-/Queer-Politik und Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir Grüne wollen, dass das Verfassungsgerichtsurteil für intersexuelle Menschen ordentlich von der Großen Koalition umgesetzt wird. Und hier in Hamburg wollen wir helfen, das Urteil für die Betroffenen im Alltag ebenfalls umzusetzen.“
Dazu Annkathrin Kammeyer, Fachsprecherin LSBTI der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Wir kämpfen in Hamburg seit langem für die Gleichstellung von LSBTI lebenden Menschen. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts begrüße ich ausdrücklich. Damit werden wir eine echte Verbesserung für viele Menschen schaffen, die sich nicht einem Geschlecht zuordnen können oder wollen und die jetzt im Alltag häufig Diskriminierung ausgesetzt sind.“
Hintergrund:
Seit 2013 wird bei Menschen, die nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können, der Geschlechtseintrag offengelassen. Ein anderes Geschlecht neben dem männlichen oder weiblichen kann nicht positiv eingetragen werden. Dies wiederspricht den Grundsätzen einer gleichberechtigten Teilhabe von Menschen, die sich nicht einem Geschlecht zuordnen können oder wollen. Das Bundesverfassungsgericht stellte dazu im Oktober 2017 fest, dass die aktuelle Regelung die im Grundgesetz verankerten Persönlichkeitsrechte dieser Menschen verletze. Die bisher fehlende Möglichkeit eines dritten Eintrags ist zudem ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot: Menschen, die nicht männlichen oder weiblichen Geschlechts sind, werden wegen ihres Geschlechts diskriminiert, weil sie im Gegensatz zu Männern und Frauen nicht gemäß ihrem Geschlecht registriert werden können.
Die Hamburgische Bürgerschaft und der Senat setzen sich seit vielen Jahren engagiert für die Rechte und die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) ein. Zu Beginn der 21. Legislaturperiode hatte die Hamburgische Bürgerschaft die Entwicklung eines Aktionsplans zur Akzeptanz und Anerkennung der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt vereinbart, dessen erster Entwurf bereits in der 20. Legislaturperiode vorlag. Im Januar 2017 erfolgte die Präsentation des vom Senat beschlossenen Aktionsplans, der elf Handlungsfelder mit 90 konkreten Einzelmaßnahmen umfasst. Im Aktionsplan wird bereits auf „die Vielfalt der Geschlechter, insbesondere mit Blick auf Überlegungen zu der Gestaltung von Sprache, Formularen und Datenerfassungen“ hingewiesen. Der Landesaktionsplan gibt hier bereits die Richtung vor, die das Bundesverfassungsgericht nun mit sehr konkreten Maßnahmen untermauert und die Umsetzung damit ein stückweit beschleunigt.
Neuste Artikel
Pflege
Investieren in ein starkes Hamburg von morgen – Gesund leben in Hamburg
Um die Gesundheit der Menschen in Hamburg zu fördern und den Zugang zu exzellenter medizinischer Versorgung abzusichern, setzen SPD und Grüne im Haushalt 2025/26 auf hohe Investitionen in die Krankenhäuser sowie eine Erprobung von neuen Versorgungsformen. Mit einem gemeinsamen Haushaltsantrag geben die rot-grünen Regierungsfraktionen darüber hinaus Impulse zur Verbesserung der medizinischen Versorgung insbesondere in sozial…
Umwelt
Investieren in ein starkes Hamburg von morgen – Rot-Grün fördert Kleingärten, Spielplätze, Bio-Lebensmittel und Wärmewende
Hamburg ist und bleibt eine lebenswerte Großstadt, die bis 2045 klimaneutral werden soll. Mit ihren Anträgen zum Doppelhaushalt 2025/26 stärken die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen den Klimaschutz und den Ausbau von Grün- und Erholungsflächen in der Hansestadt. Zentrale Bausteine sind die Förderung der Hamburger Kleingartenvereine, sichere Spielplätze, der Einsatz für mehr Bio-Lebensmittel in Schulen,…
Gleichstellung
Investieren in ein starkes Hamburg von morgen – Vielfalt fördern und Zusammenhalt stärken
Den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben unabhängig von Herkunft, geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, Alter, Religion oder Behinderung zu fördern, ist das Ziel von SPD und Grünen in Hamburg. Mit einem Haushaltsantrag setzen die Regierungsfraktionen im Doppelhaushalt 2025/26 neue Schwerpunkte, wie die Stärkung der Senior*innenarbeit und der Antidiskriminierungsstrategie sowie eine…
Ähnliche Artikel
Queer
Die Hamburger Grünen beim CSD 2024 – Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.
Am Samstag, 3. August, begeht Hamburg den Christopher Street Day (CSD) 2024 mit der alljährlichen großen Demonstration mit Parade unter dem Motto „5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck“. Der Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen Hamburg beteiligt sich mit einem eigenen Wagen, der die Botschaft „Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.“ trägt. Neben Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin…
Queer
Vorbereitungen auf Selbstbestimmungsgesetz – Hector: „Ein neues Zeitalter bricht an“
Das im April vom Bundestag verabschiedete „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften” ist ein großer Schritt hin in Richtung Anerkennung für trans*-, inter* und nicht-binären Menschen in Deutschland. Es ersetzt ab dem 1. November das diskriminierende Transsexuellengesetz. Schon ab dem 1. August können Termine beim Standesamt vereinbart…
Queer
Mehr Straftaten gegen LSBTIQ+ – Müller: „Ein alarmierendes Spiegelbild der Stimmung im Land“
Die Zahl der queerfeindlichen Straftaten in Hamburg hat deutlich zugenommen. Das geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) des Grünen Abgeordneten Farid Müller an den Senat hervor. Demnach wurden im Jahr 2023 insgesamt 98 Straftaten im Bereich „sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ erfasst, im Vergleich zu 2022 (56 Straftaten) bedeutet das einen Anstieg um 75…