SPD und Grüne legen die Grundlage für eine erweiterte Strategie im Kampf gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus. Dazu sollen ein „Runder Tisch“ gegen Antisemitismus mit allen relevanten Hamburger Akteuren sowie das Amt eines „Beauftragten für jüdisches Leben und die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus“ in Hamburg geschaffen werden. Auch eine Aufstellung der Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen soll der Bürgerschaft vorgelegt sowie Beratungsstellen für Antisemitismusprävention weiter gestärkt werden. Der Antrag der Regierungsfraktionen wird am 6. November in der Hamburgischen Bürgerschaft behandelt.
Dazu Filiz Demirel, religionspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Es ist uns ein wichtiges und angesichts des jüngsten Anschlages in Halle ein immer dringenderes Anliegen, das jüdische Leben in Hamburg sichtbarer zu machen, den positiven Blick darauf zu stärken und Antisemitismus ohne Wenn und Aber zu bekämpfen. Dabei gibt es viele Stellschrauben, die wir drehen möchten, um ein starkes Miteinander zu ermöglichen. Unser Antrag beinhaltet einen Dreiklang, der ein solches Miteinander stärkt und fördert. Zum einen schaffen wir mit der oder dem Beauftragten für jüdisches Leben eine Ansprechpartnerin, einen Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte der Hamburgerinnen und Hamburger jüdischen Glaubens. Damit können auf Augenhöhe mit den Beauftragten anderer Bundesländer und dem Bund Hamburger Anliegen und Probleme konkret adressiert werden. Zum anderen richten wir einen Runden Tisch ein, der alle Akteure in diesem Bereich in einen regelmäßigen Austausch bringt. Und drittens legen wir in Kürze eine eigenständige Landesstrategie zur Prävention von Antisemitismus vor, an deren Umsetzung die neue Beauftragte oder der neue Beauftragte beteiligt sein wird. Es ist unser aller Aufgabe, das jüdische Leben in Hamburg präsenter zu machen, zu achten und zu stärken und vor jeglicher Form der Diskriminierung und Gewalt zu schützen. Deshalb werden wir das Gespräch mit den anderen Fraktionen suchen, um einen gemeinsamen Schulterschluss gegen Antisemitismus und für mehr Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in Hamburg zu erreichen.“
Dazu Kazim Abaci, Sprecher für Integration, Migration und Flüchtlinge der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Die Bürgerschaftsdebatte am vergangenen Mittwoch hat gezeigt, dass sich die überwiegende Mehrheit der Fraktionen einig darüber ist, dass die bisherigen Anstrengungen zur Bekämpfung von Antisemitismus noch einmal verstärkt und erweitert werden sollten. Aus den vorliegenden Vorschlägen wollen wir ein Maßnahmenpaket schnüren, das von einer möglichst breiten Mehrheit in der Bürgerschaft mitgetragen werden kann. Hierzu wollen wir das Gespräch mit den anderen Fraktionen suchen. Rot-Grün hat die Herausforderungen der Antisemitismusprävention früh erkannt und schon im Dezember 2018 zusätzliche 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Unser Vorschlag eines Runden Tisches mit allen wichtigen Akteuren kann künftig ein zentrales Element beim Kampf gegen Antisemitismus in unserer Stadt sein. Hass und Hetze können wir nur wirksam begegnen, wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen. Zusätzlich zum Runden Tisch wollen wir auch das Amt eines Beauftragten für jüdisches Leben schaffen und dieses gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden ausgestalten. Damit schaffen wir ergänzende und effektive Strukturen im Kampf gegen Antisemitismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.“
Hintergrund
Die Prävention von Antisemitismus ist in Hamburg seit 2011 kontinuierlich verfolgt worden. Seit 2013 gibt es zudem das Landesprogramm „Stadt mit Courage“ zur Förderung demokratischer Kultur, Vorbeugung und Bekämpfung von Rechtsextremismus. Diesem liegt das soziologische Konzept der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ zugrunde. SPD und Grüne haben in mehreren Anträgen zum Thema „Stärkung der demokratischen Kultur“ unter anderem die Aktualisierung dieses Programms gefordert. Diese wird am 6. November 2019 zum Beschluss ebenfalls auf der Tagesordnung der Bürgerschaft stehen (Drs. 21/18643). Die Regierungsfraktionen haben im Haushalt 2019/2020 zusätzliche Finanzmittel in Höhe von 300.000 Euro für die Stärkung der Antisemitismusprävention bereitgestellt. Die von der Hamburger Sozialbehörde geförderten Beratungsstellen „empower“ und „amira“ bieten zudem Beratung für Opfer antisemitischer Straftaten oder Diskriminierungen an. Die Beratungsstelle „empower“ fungiert dabei auch als Meldestelle und arbeitet mit der bundesweit aktiven Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) eng zusammen.
					

Neuste Artikel
Engagement
„Haus des Engagements“ – Leuchtturmprojekt für die Zivilgesellschaft
Das „Haus des Engagements“ wird vom AKTIVOLI-Landesnetzwerk betrieben und bietet Organisationen des freiwilligen Engagements kostenfreie Räumlichkeiten für Besprechungen und Veranstaltungen. Im Frühjahr 2026 zieht das Haus vom Schanzenviertel in das „Neue Amt Altona“. Mit einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen dafür ein, dass der Senat die notwendigen Ressourcen für den…
Haushalt
Nächtliche Tarifeinigung – Paustian-Döscher: „Ein großer Wurf für die Beschäftigten der Stadt Hamburg“
Hamburg geht bei der Unterstützung seiner städtischen Beschäftigten und der Förderung guter Arbeit voran: Mit einer neuen Zulage für bürgernahe Dienste belohnt die Stadt künftig Beschäftigte, die täglich im Kontakt mit den Bürger*innen stehen. Zudem profitieren alle städtischen Angestellten, die das Deutschlandticket in Anspruch nehmen, von einem monatlichen Zuschuss – eine Unterstützung, die die Regierungsfraktionen…
Altona
Bevölkerungsschutz und soziale Infrastruktur – Rot-Grün fördert Sanierung der ASB-Halle
Die Halle des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Altona soll zu einer zentralen Einsatzbasis für Katastrophenschutz, Sanitätsdienst und soziale Projekte ausgebaut werden. Um dieses Projekt zu unterstützen, setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen für die energetische Sanierung der Halle ein. Dafür sollen insgesamt 600.000 Euro bereitgestellt werden, die jeweils zur Hälfte aus dem Sanierungsfonds 2030…
Ähnliche Artikel
Religion
Dunkelfeldstudie zu Antisemitismus – Gwosdz: „Jüdisches Leben muss angstfrei möglich sein!“
Heute wurde die Dunkelfeldstudie „Jüdisches Leben und Alltag in Hamburg“ vorgestellt. Sie wurde auf Initiative des Hamburger Antisemitismusbeauftragten erarbeitet und in Zusammenarbeit mit der Akademie der Polizei Hamburg, der Polizeiakademie Niedersachsen, der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und der Gleichstellungsbehörde (BWFGB) durchgeführt. Insgesamt 548 Jüdinnen und Juden, überwiegend aus Hamburg, berichten in der Studie über ihre…
Religion
Austausch mit islamischen und alevitischen Religionsgemeinschaften – Staatsverträge bleiben wichtige Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit
Die rot-grünen Regierungsfraktionen sprechen sich dafür aus, die Zusammenarbeit zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und den islamischen Religionsgemeinschaften – die sich aus dem Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (SCHURA), DITIB Hamburg und dem Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) zusammensetzen – sowie den alevitischen Religionsgemeinschaften fortzusetzen. Die einst von der CDU vorbereiteten und 2012…
Religion
Beteiligung an Bund-Länder-Gesprächen – Gemeinsam gegen Antisemitismus in Kultur und Wissenschaft
Hamburg soll sich aktiv in die angekündigten Bund-Länder-Gespräche gegen Antisemitismus in Kultur und Wissenschaft einbringen. Das sieht ein gemeinsamer Zusatzantrag der Regierungsfraktionen vor. SPD und Grüne setzen sich darüber hinaus dafür ein, dass der Senat in Gesprächen mit Hamburger Kulturbetrieben und Hochschulen Maßnahmen vereinbart, um antisemitischen Äußerungen vorzubeugen sowie Lösungen im Umgang mit antisemitischen Vorfällen…