Gewaltbetroffene Frauen mit psychischer Beeinträchtigung oder Erkrankung haben häufig einen besonderen Bedarf an Betreuung und Beratung. Aktuell können die stark ausgelasteten Frauenhäuser in Hamburg sie nicht adäquat versorgen, weil es dort an Rückzugsmöglichkeiten sowie Beratungskapazitäten für die nötige psychologische Unterstützung fehlt. In einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Regierungsfraktionen deshalb für die Errichtung einer spezialisierten Schutzunterkunft ein. Zusätzlich soll die Wohnraumschaffung und -vermittlung für alle Bewohnerinnen der Frauenhäuser intensiviert werden. Über den gemeinsamen Antrag wird in der kommenden Bürgerschaftssitzung am 11. Oktober abgestimmt.
Dazu Mareike Engels, sozial- und frauenpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Gewaltbetroffene Frauen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden und Schutz in einem Frauenhaus suchen, sind oft auf besondere Unterstützung angewiesen. Gerade wenn für sie das enge Zusammenleben mit anderen Menschen schwierig ist, benötigen sie ein spezielles Schutzangebot und psychologisches Fachpersonal. Mit unserem Antrag setzen wir uns deshalb für die Einrichtung eines darauf spezialisierten Frauenhauses ein und folgen damit der Empfehlung des Fachdialogs ‚Schutz von Frauen mit psychischen Erkrankungen‘. Eine solche auf die Bedarfe der betroffenen Frauen zugeschnittene Unterkunft entlastet die bestehenden Frauenhäuser und verbessert damit die allgemeine Versorgungssituation in Hamburg. Um für zusätzliche Entlastung zu sorgen, ersuchen wir den Senat, die Schaffung spezieller Wohnungen sowie die Bereitstellung privaten Wohnraums für Frauen, die bislang in Frauenhäusern wohnen, zu intensivieren. Damit werden wir unserer Verantwortung im Sinne der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gerecht und leisten einen weiteren Beitrag dafür, dass betroffene Frauen genau die Unterstützung bekommen, die sie in ihrer Notlage benötigen.“
Dazu Annkathrin Kammeyer, Expertin für Opferschutz der SPD-Fraktion Hamburg: „Gewalt gegen Frauen ist auch im Jahr 2023 leider noch ein weitreichendes gesellschaftliches Problem – auch in Hamburg. In den vergangenen Jahren hat Hamburg die Kapazitäten der Frauenhäuser daher stetig erweitert, zuletzt mit der Eröffnung des neuen sechsten Frauenhauses. Mit dem Landesaktionsplan sorgen wir dafür, dass der Schutz von Frauen vor Gewalt einen hohen Stellenwert hat und die Schutzmaßnahmen fortlaufend überprüft werden. Dabei wird deutlich: Psychisch erkrankte Frauen brauchen besondere Schutzangebote, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Reguläre Frauenhäuser können dies nicht immer leisten, etwa wenn Frauen wegen ihrer Erkrankung nicht mit vielen Menschen zusammenleben können. Wir wollen daher eine Schutzunterkunft auf den Weg bringen, in der besser auf die besonderen Bedürfnisse von psychisch kranken Frauen mit Gewalterfahrung eingegangen werden kann. Dies ist eine sinnvolle Ergänzung des bereits gut aufgestellten Hilfesystems in Hamburg und ein Schutzraum für viele Frauen, die bisher durchs Raster fallen. Unser Ziel ist es außerdem, Frauen aus Frauenhäusern noch besser in eigenen Wohnraum weiterzuvermitteln. Das klappt nur im engen Dialog mit den Vermieter:innen in unserer Stadt. Das Projekt ‚Vivienda‘ von der Lawaetz-Stiftung leistet hier bereits hervorragende Arbeit und unterstützt nicht nur die betroffenen Frauen, sondern auch die Vermieter:innen. Diese Arbeit wollen wir weiter unterstützen und bei Bedarf weiter ausbauen.”
Den Antrag zur Pressemitteilung finden Sie hier.
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