Hamburg ist für viele Menschen, die vor Krieg und Verfolgung in ihren Herkunftsländern geflohen sind, ein sicherer und solidarischer Ort. Seit im Jahr 2015 viele Geflüchtete aus dem Nahen Osten und Afrika nach Hamburg kamen, wurden unter anderem neue digitale Instrumente in der medizinischen Versorgung, wie etwa Video-Dolmetschen, erprobt und eingesetzt. Die Hamburgische Bürgerschaft hatte dabei auch Gelder für Sprachmittlung – etwa im Rahmen von Psychotherapie – zur Verfügung gestellt. SPD und Grüne ersuchen nun den Senat, die Ampel-Koalition auf Bundesebene dabei zu unterstützen, Sprachmittlung bei medizinisch notwendigen Behandlungen im Sozialgesetzbuch Fünf (SGB V) rechtlich abzusichern. Zudem soll geprüft werden, wie Einrichtungen und Schutzsuchende bei der Sprachmittlung unterstützt werden können. Über den rot-grünen Antrag wird heute in der Hamburgischen Bürgerschaft abgestimmt.
Dazu Michael Gwosdz, Sprecher für Flucht der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Hamburg ist eine Stadt der vielen Sprachen. Deshalb ist es gerade für uns erfreulich, dass sich die Ampel-Koalition im Bund vorgenommen hat, Sprachmittlung im Gesundheitswesen mit einem gesetzlichen Anspruch zu verankern. Wir werden dieses Anliegen tatkräftig von Hamburg aus unterstützen. Denn ärztliche Betreuung oder ein Aufenthalt im Krankenhaus darf nicht durch Sprachbarrieren erschwert werden. Bislang sind Patient*innen beim Arzt oft darauf angewiesen, dass andere Personen für sie dolmetschen. So darf es nicht weitergehen, weshalb wir schon vor einigen Jahren eine professionalisierte Sprachmittlung im Gesundheitswesen initiiert haben, die Sprachmittler*innen qualifiziert. Wenn der Anspruch auf Sprachmittlung nun sogar gesetzlich abgesichert wird, ist das ein wichtiger Baustein für eine gute Gesundheitsversorgung. Das zeigt sich aktuell auch an der großen Fluchtbewegung aus der Ukraine: Viele neu angekommene Geflüchtete brauchen Zugang zu medizinischer Versorgung, bevor sie überhaupt Deutsch lernen können. Deshalb ist es wichtig, auch jetzt schon in unserer Stadt vor der Umsetzung des Vorhabens der Ampel die Kapazitäten für Sprachmittlung im Gesundheitswesen zu erhöhen.“
Dazu Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „In der medizinischen Versorgung von Geflüchteten hat Hamburg seit 2015 mithilfe von Video-Dolmetschen und Angeboten zur Behandlung von Traumata wichtige Akzente gesetzt. Das war wichtig, denn in der Medizin können Übersetzungsfehler drastische Folgen haben. Sprachliche Hürden dürfen nicht dazu führen, dass die gute und sichere Versorgung der Menschen in Hamburg gefährdet ist. Deshalb ist es nur konsequent, dass wir bei der aktuellen Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine die Sprachmittlung weiter absichern und im SGB V verankern. Dabei soll sie das wichtige Erlernen der deutschen Sprache nicht ersetzen, sondern sicherstellen, dass die Menschen auch bis zum deutschen Spracherwerb medizinisch aufgeklärt und versorgt werden. Zusammen mit Sprachmittler-Pools und neuen digitalen Möglichkeiten ist die rechtliche Absicherung eine sinnvolle Maßnahme, um die Versorgung weiter zu verbessern. Auch wenn sich die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung immer weiter zunimmt: Die Akteure des Gesundheitswesens sind dazu aufgerufen, die Verständlichkeit ihrer mitunter mehrsprachigen Informationsangebote immer weiter zu überprüfen und zu ergänzen. Gerade in der Medizin ist das keine leichte, aber eine wichtige Aufgabe.“
Neuste Artikel
Fraktionsvorstand
Rot-Grüner Empfang im Rathaus – SPD und Grüne feiern Beginn der Pride Week
Am heutigen Freitag starten die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen gemeinsam mit der LSBT*IQ-Community in die diesjährige Pride Week. Unter dem Motto „Queer gegen den Rechtsruck“ werden rund 700 Gäste und zahlreiche queerpolitische Verbände und Initiativen zum rot-grünen CSD-Empfang im Festsaal des Hamburger Rathauses erwartet. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Zuvor wird am Vormittag…
Queer
Vorbereitungen auf Selbstbestimmungsgesetz – Hector: „Ein neues Zeitalter bricht an“
Das im April vom Bundestag verabschiedete „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften” ist ein großer Schritt hin in Richtung Anerkennung für trans*-, inter* und nicht-binären Menschen in Deutschland. Es ersetzt ab dem 1. November das diskriminierende Transsexuellengesetz. Schon ab dem 1. August können Termine beim Standesamt vereinbart…
Religion
Dunkelfeldstudie zu Antisemitismus – Gwosdz: „Jüdisches Leben muss angstfrei möglich sein!“
Heute wurde die Dunkelfeldstudie „Jüdisches Leben und Alltag in Hamburg“ vorgestellt. Sie wurde auf Initiative des Hamburger Antisemitismusbeauftragten erarbeitet und in Zusammenarbeit mit der Akademie der Polizei Hamburg, der Polizeiakademie Niedersachsen, der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und der Gleichstellungsbehörde (BWFGB) durchgeführt. Insgesamt 548 Jüdinnen und Juden, überwiegend aus Hamburg, berichten in der Studie über ihre…
Ähnliche Artikel
Flucht
Bleiberecht bei guter Integration – Chancen-Aufenthaltsgesetz im ersten Jahr sehr erfolgreich
Seit dem 31. Dezember 2022 gibt es für zugewanderte Menschen in Deutschland die Möglichkeit auf Chancen-Aufenthalt. Diesen können alle beantragen, die seit mehr als fünf Jahren als Langzeitgeduldete ohne Aussicht auf Rückkehr in ihre Herkunftsländer in Deutschland leben und nicht straffällig geworden sind. Sie erhalten mit dem Chancen-Aufenthaltsrecht die Möglichkeit, ein reguläres Bleiberecht zu erlangen….
Flucht
Aktuelle Stunde – Gwosdz: „Mehr Unterstützung bedeutet bessere Integration“
Auf Anmeldung der Grünen Fraktion debattiert die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer heutigen Aktuellen Stunde das Thema „Der Bund steht mit in der Verantwortung: Die Aufnahme und Integration von Geflüchteten ist eine gemeinsame Aufgabe“. Bei der Unterbringung und Integration geflüchteter Menschen ist es von zentraler Bedeutung, dass Bund, Länder und Kommunen an einem Strang ziehen. Vom heute…
Europa
Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland: Hamburg steht zu seinen Zusagen
Die Lage an den EU-Außengrenzen bleibt kritisch und die Zustände in vielen Flüchtlingslagern katastrophal. Bisher sind 2765 Menschen über Bundesaufnahmeprogramme nach Deutschland gekommen, 270 davon wurden in Hamburg aufgenommen, wie eine Schriftliche Kleine Anfrage der Grünen Abgeordneten Michael Gwosdz und Alske Freter an den Senat ergab. Hamburg hat damit bundesweit nach Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin…