Auf Initiative der rot-grünen Regierungsfraktionen in der Bürgerschaft und nach intensiver Vorbereitung durch die Sozialbehörde startet im Juli 2022 in der Hansestadt das Modellprojekt Housing First. Hamburg erprobt damit einen Paradigmenwechsel in der Obdachlosenhilfe, der in vielen Städten schon erfolgreich umgesetzt wird.
Dazu Mareike Engels, sozialpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „In vielen Städten wurde bereits gezeigt, dass Housing First gut funktioniert. Auch in Hamburg wollen wir jetzt einen Paradigmenwechsel einleiten und den direkten Zugang von Obdachlosen zu eigenem Wohnraum und begleitender Unterstützung fördern. Bisherige Hilfsansätze werden so vom Kopf auf die Füße gestellt. Eine eigene Wohnung für Obdachlose steht fortan am Anfang, alle weiteren Hilfen bauen drauf auf. Das Recht eines Menschen auf eine eigene Wohnung steht im Mittelpunkt, was öffentliche Unterbringungen entlasten und Obdachlosen eine Perspektive geben wird. Ich freue mich sehr, dass für die Umsetzung mit einem Trägerverbund aus Diakonischen Werk Hamburg, der Benno und Inge Behrens-Stiftung und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost Organisationen mit herausragender Expertise in der sozialen Arbeit gefunden wurden. Klar ist: Housing First funktioniert nicht ohne Housing. Deswegen kann das Projekt bei der Bereitstellung von Wohnraum neben eigener Kompetenz auf eine enge Zusammenarbeit mit den Fachstellen für Wohnungslosenhilfe bauen, Vermietenden gezielte Anreize und Sicherheiten anbieten und die bestehenden Kooperationsverträge mit der Wohnungswirtschaft nutzen. Die große Hilfsbereitschaft – auch von Vermieter*innen – bei der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine zeigt derzeit, dass auch in einem angespannten Wohnungsmarkt viel möglich ist. Deswegen möchten wir alle Vermieter*innen dazu motivieren, sofern möglich, Wohnraum für Housing First zur Verfügung zu stellen.”
Dazu Iftikhar Malik, Experte für Wohnungs- und Obdachlosenhilfe der SPD-Fraktion Hamburg: „Das Leben auf der Straße und in Unterkünften ist eine extrem belastende Situation, die einer effektiven Hilfe für obdachlose Menschen oft im Wege steht. Mit dem Housing First Ansatz wollen wir ihnen daher zuerst eigenen Wohnraum zur Verfügung stellen, in dem sie zur Ruhe kommen können. Alle anderen Hilfsmaßnahmen folgen im Anschluss. Der Housing First Ansatz hat sich bereits in anderen Städten bewährt und gezeigt, dass eine bedingungslose Wohnraumvermittlung einen nachhaltigen Effekt zur Besserung der Lebenssituation der Betroffenen mit sich bringt. Hier steht der Zugang zu eigenem Wohnraum am Anfang einer positiven Entwicklung und nicht erst am Ende. Dieser Ansatz ermöglicht schnell und nachhaltig den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Durch die Erkenntnisse und Lernprozesse aus anderen Projekten können wir hier in Hamburg unser ausdifferenziertes Hilfesystem für Wohnungs- und Obdachlose um ein weiteres wirkungsvolles Instrument erweitern. Deshalb ist es für uns auch so erfreulich, dass wir nun im Juli mit diesem Modellprojekt an den Start gehen können. Das Angebot der Projektträger ist sehr vielversprechend und der Trägerverbund hat mit seiner langjährigen Expertise und seinem Engagement im Bereich der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe überzeugt.“
Hintergrund
Housing First Hamburg läuft als Modellprojekt vom 1. Juli 2022 bis zum 30. Juni 2025 mit einem Finanzvolumen von insgesamt 880.000 Euro. Es wird begleitend wissenschaftlich evaluiert. Die Finanzierung erfolgt durch Zuwendungen der Behörde für Soziales. Zielgruppe sind volljährige und langzeitwohnungslose oder obdachlose Alleinstehende und Paare mit multiplen Problemlagen, die bisher nicht erfolgreich in Wohnraum vermittelt werden konnten. Angestrebt wird ein Frauenanteil von einem Drittel. Zu den Aufgaben des Projektträgers gehört neben der Akquise von Wohnraum die begleitende Beratung und Unterstützung sowie eigene Öffentlichkeitsarbeit.
Grundlage für das Projekt zwei parlamentarische Initiativen der Regierungsfraktionen.


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