Die Zahlen der in Hamburg dokumentierten Tierversuche sind im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 weitestgehend unverändert und haben sich zuletzt geringfügig erhöht. Berichte der Organisation Ärzte gegen Tierversuche e.V. über eine zuletzt massiv gestiegene Zahl an Tierversuchen in Hamburg bestätigen sich jedoch nicht, wie aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Blömeke hervorgeht. Die Ursache für die irrtümlich angenommene hohe Steigerung begründet sich im Vergleich von Werten, denen unterschiedliche Definitionen zugrunde liegen. Demnach wurde, anders als 2017, im Jahr 2018 auch die Zahl jener Tiere an das Bundeslandwirtschaftsministerium gemeldet, die nicht für Versuche direkt genutzt wurden. Eine Vergleichbarkeit dieser Zahlen ist daher nicht gegeben. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion begrüßt die Aufklärung des Sachverhalts und mahnt eine einheitliche Definition und Dokumentation von Tierversuchen in Hamburg und bundesweit an.
Dazu Christiane Blömeke, tierschutzpolitische Sprecherin der Fraktion: „Ich bin froh, dass wir die Berichte über massiv gestiegene Tierversuchszahlen in Hamburg entkräften können. Dennoch ist die Zahl der Tierversuche in Hamburg eindeutig zu hoch. Deswegen setzen wir Grüne uns auch weiterhin für eine konsequente Reduktion und den Ausstieg aus den Tierversuchen ein. Unabdingbar dafür ist aber vor allem eine einheitliche und vergleichbare Definition sowie Dokumentation aller Tierversuche, die in Hamburg und anderen Bundesländern stattfinden. Vergleichbarkeit ist hier unerlässlich. Es darf nicht sein, dass zigtausende Labortiere in der Dokumentation keine Erwähnung finden und mal die einen, mal die anderen Zahlen als offizielle Statistik ausgegeben werden. Es geht hier immer noch um Lebewesen. Dabei ist mir egal, ob Tiere direkt für Tierversuche verwendet wurden, oder nur für solche gezüchtet und dann doch nicht zur Verwendung kamen. Diese Tiere sind und bleiben Versuchstiere. Um im Ranking der Bundesländer den letzten und damit besten Platz einzunehmen, muss auch hier im Sinne der Vergleichbarkeit unter den Bundesländern für eine einheitliche Definition und Dokumentation aller Tierversuche gesorgt sein.
Ein Wissenschaftsstandort wie Hamburg hat das Potential, die Versuchszahlen zu senken und langfristig ganz aus den Tierversuchen auszusteigen. Mit der Professur für tierversuchsfreie Forschung, die wir kürzlich gemeinsam mit dem UKE vorgestellt haben, gehen wir bereits in die richtige Richtung. Die Zahl der Tierversuche zeigt, wie wichtig unser kürzlich beschlossener Antrag zur tierversuchsfreien Lehre an der Universität Hamburg ist, an deren Umsetzung die Wissenschaftsbehörde bereits arbeitet. Für etwaige Koalitionsverhandlungen nach den Bürgerschaftswahlen im Februar ist klar, dass unser Grünes Ziel des Ausstiegs aus den Tierversuchen mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden muss und wir die schrittweise Reduktion von Tierversuchen anstreben. Wir werden weiterhin im Rahmen des rechtlich Möglichen alles unternehmen, um das LPT Labor in Hamburg zu schließen, welches mit rund 96.533 Versuchstieren im Jahr 2018 einen traurigen Spitzenwert in der Zahl der verwendeten Versuchstiere belegt.“
Hintergrund: Die Gesamtzahl der vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) im Jahr 2018 152.336 gemeldeten Tiere umfasst zwei unterschiedlich definierte Gruppen. Die erste Gruppe beinhaltet Tiere, die für Tierversuche oder zur Organentnahme zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wurden. Die zweite Gruppe umfasst Tiere, die für Tierversuche zwar gezüchtet, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht verwendet wurden. Im Vergleich der Gesamtzahlen für 2018 und 2017 wird die zweite Gruppe der verwendeten Tiere jedoch nicht mit einbezogen, was nur scheinbar zu einer massiven Differenz führt. Da im Jahr 2018, anders als im Jahr 2017, die Zahlen beider Gruppen auch an das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gemeldet wurden, erscheint in der offiziellen Statistik des Ministeriums im Vergleich der Jahre 2018 und 2017 für Hamburg ein sprunghafter Anstieg. Auf diesen scheinbaren Anstieg bezieht sich die Kritik der Organisation Ärzte gegen Tierversuche.
Vergleichbar ist die in der Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage angeführte Gesamtzahl des Jahres 2017 (167.707) mit der Gesamtzahl des Jahres 2018 (263.256) abzüglich der Tiere, die für Tierversuche zwar gezüchtet, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht verwendet wurden (86.751). Das Ergebnis für 2018 sind 176.505 Tiere, was die eingangs erwähnte leichte Steigerung der Zahlen im Vergleich zu 2017 darstellt. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion kritisiert, dass hier die Zahlen der Tiere, die für Tierversuche zwar gezüchtet, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht verwendet wurden, außen vor gelassen werden.
Neuste Artikel
Gesundheit
Krankenhaus Groß-Sand – Rot-Grün stellt Initiative für innovativen Gesundheitsstandort in Wilhelmsburg vor
Das Erzbistum Hamburg hat heute seine Pläne für Veränderungen am Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg bekannt gegeben. Demnach wird das Bistum die medizinischen Angebote sukzessive abbauen und an andere Standorte verlagern. In Groß-Sand verbleiben für einen Übergangszeitraum die Geriatrie sowie die Neurologische Frührehabilitation. Für die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen ist die Entscheidung des Bistums unzureichend…
Fraktionsvorstand
Angriff am Hauptbahnhof – Imhof: „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und ihren Angehörigen“
Bei einem Angriff am Hamburger Hauptbahnhof am gestrigen Abend gab es mehrere Verletzte und Schwerverletzte. Die Grüne Fraktion Hamburg ist zutiefst betroffen von den Nachrichten über die Geschehnisse und drückt den Verletzten und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Dazu Sina Imhof, Vorsitzende der Grünen Fraktion Hamburg: „Die Geschehnisse gestern Abend am Hauptbahnhof machen uns betroffen…
Wohnen
Wohnungsbauzahlen 2024 – Alam: „Ein gutes Signal für alle, die eine bezahlbare Wohnung suchen“
Hamburg geht voran beim Wohnungsbau: 2024 wurden laut Statistikamt rund 39 Prozent mehr Wohneinheiten gebaut als im Vorjahr. Diese Trendwende gilt es nun zu verstetigen. Der rot-grüne Koalitionsvertrag ist dafür die beste Grundlage: mit dem neuen Hamburg-Standard für günstigeres und effizientes Bauen, mehr Wohnraumförderung, einem Online-Dienst gegen Mietwucher und Maßnahmen gegen Gebäudeleerstand. Damit ist Hamburg…
Ähnliche Artikel
Tierschutz
Katzenschutzverordnung kommt – Otte: „Wir mindern das Leid der Katzen und entlasten die Engagierten“
Heute hat der Senat die Katzenschutzverordnung für das gesamte Hamburger Stadtgebiet beschlossen, die auf einem Bürgerschaftsantrag der Regierungsfraktionen beruht. Neben dem Einsatz für das Wohl der Katzen wird die Verordnung die Arbeit der vielen Menschen unterstützen, die im Hamburger Tierschutz aktiv sind. Dazu Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Katzen leiden leise….
Tierschutz
Mit Engagierten aus der ganzen Stadt – Grüne Fraktion veranstaltet Tierschutz-Kongress
Ob die Stärkung der Tierheime, der Kampf gegen illegalen Welpenhandel oder der Umgang mit invasiven Arten wie Nutrias: Die Herausforderungen im Tierschutz sind vielfältig. Am 10. Januar lädt die Grüne Fraktion Hamburg zu ihrem Tierschutzkongress ein, um mit Expert*innen und Engagierten aus Tierschutzorganisationen in den Dialog zu treten. Auf insgesamt sieben Podien werden gemeinsam konstruktive…
Tierschutz
2,5 Millionen Euro mehr für Tierheime – Otte: „Noch nie wurde der Tierschutz in Hamburg so stark unterstützt“
Hamburg geht voran beim Tierschutz und stellt 5,9 Millionen Euro pro Jahr für die Tierunterbringung bereit – rund 2,5 Millionen Euro mehr als zuvor geplant. Die heute von der Hamburger Justizbehörde verkündete Erneuerung der Verträge mit dem HTV und dem Reso-Zentrum ist ein weiterer wichtiger Schritt für einen Tierschutz, der gut aufgestellt ist und dem…