Die Förderung guter Arbeit ist ein zentrales Ziel der rot-grünen Regierungskoalition. Das gilt auch für Beschäftigte in der Plattformökonomie, beispielsweise bei Lieferdiensten: Immer wieder kommt es zu Berichten über prekäre Arbeitsbedingungen und fehlende Mitbestimmung, zuletzt beim Anbieter „Lieferando“. SPD und Grüne ersuchen den Senat, sich auf Bundesebene für ein Direktanstellungsgebot, die schnelle Umsetzung der EU-Plattformrichtlinie und eine Generalunternehmerhaftung einzusetzen. So werden Rechte von Beschäftigten gestärkt und Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung sowie Scheinselbständigkeit bekämpft. Zudem sollen Kontrollen in ausreichender Intensität sichergestellt und zusätzliche Informationsangebote geprüft werden. Über den gemeinsamen Zusatzantrag wird in der heutigen Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft entschieden.
Dazu Miriam Block, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „In den letzten Jahren mussten wir beobachten, dass die Arbeitsverhältnisse in der Plattformökonomie den Standards guter Arbeit oft widersprechen. Die Gehälter sind häufig sehr gering, es fehlt an Tarifverträgen und notwendige Arbeitsmittel stehen oft nicht bereit. Täglich fahren Beschäftigte von Lieferdiensten auf dem Rad unter Hochdruck durch die Hamburger Straßen – sie liefern am Limit, werden dafür aber oft ungerecht behandelt. Besonders prekär werden die Arbeitsverhältnisse, wenn Tätigkeiten an Subunternehmen ausgelagert werden. Jüngstes Beispiel ist das Unternehmen Lieferando, das angekündigt hat, seine Hamburger Beschäftigten massenweise an Subunternehmen mit unzureichenden Arbeitsbedingungen auszulagern. Als Hansestadt handeln wir dagegen, wo wir können: Im Bundesrat haben wir die Bundesregierung zu einer Reform für rechtssichere Betriebsratswahlen sowie einem digitalen Zutrittsrecht der Gewerkschaften aufgefordert. Mit unserem Antrag gehen wir noch einen Schritt weiter und setzen uns gegen die Auslagerung an Subunternehmen ein. Zudem werden wir die Kontrollen in den Unternehmen jährlich monitoren und wollen mehr Informationsmöglichkeiten für Betroffene. Wir stehen solidarisch an der Seite der Streikenden bei Lieferando und rufen alle auf, den Streik zu unterstützen.”
Dazu Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg: „Wir dulden keine Ausbeutung von Beschäftigten. Dass große Anbieter wie Lieferando Leistungen im großen Stil an Subunternehmen auslagern, um Schutzrechte und Mitbestimmung auszuhöhlen, ist inakzeptabel. Für uns ist klar: Hamburg bleibt Stadt der Guten Arbeit – in jeder Branche. Deswegen treiben wir im Bundesrat rechtssichere Betriebsratswahlen voran und fordern ein digitales Zutrittsrecht für Gewerkschaften. Mit unserem Antrag gehen wir diesen Weg konsequent weiter und wollen Verantwortungslücken durch Auslagerung an Subunternehmen in der Lieferbranche schließen. Zusätzlich erhöhen wir den Kontrolldruck durch ein jährliches Monitoring und verbessern die Informationsangebote für Betroffene. Der Komfort, Essen liefern zu lassen, darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten geschehen. Auch bei modernen Geschäftsmodellen wie Lieferdiensten müssen Direktanstellungen, Mitbestimmung und faire Verträge der Standard sein. Unsere Solidarität gilt auch weiterhin den Beschäftigten und wir erwarten, dass Lieferando endlich mit der Gewerkschaft Tarifverhandlungen aufnimmt.“


Neuste Artikel
Fraktionsvorstand
Zukunft des Elbtowers – Imhof: „Das wäre eine sehr gute Lösung für das Naturkundemuseum“
Der Senat hat heute bekanntgegeben, dass der Elbtower als möglicher Standort für das neue Naturkundemuseum favorisiert wird. Damit rückt Hamburgs Ziel eines modernen Hauses für Naturkunde, Forschung und Bildung in greifbare Nähe. Für die Perspektive des Projekts Elbtower ist entscheidend, dass mit dem Naturkundemuseum endlich ein echter Mehrwert für die Stadt entstehen kann. Dazu Sina Imhof,…
Mobilität
Immer weniger Autos in Hamburg – Domm: „Die Mobilitätswende wirkt“
Die Zahl der zugelassenen Pkw in Hamburg ist weiter rückläufig. Eine Schriftliche Kleine Anfrage (SKA) der Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Rosa Domm an den Senat zeigt, dass trotz steigender Einwohner*innenzahlen immer weniger Autos in der Stadt zugelassen sind. Seit dem Höchststand im Jahr 2021 ist die Zahl der Pkw um rund 9.800 gesunken. Gleichzeitig nimmt die Zahl…
Klimaschutz
Hamburg stimmt für den Zukunftsentscheid – Grüne sehen starkes Signal für den Klimaschutz
Der Hamburger Zukunftsentscheid ist erfolgreich. Eine Mehrheit der Hamburger*innen hat für den Gesetzesentwurf der Initiative gestimmt. Die notwendige Zahl von mindestens 262.609 Ja-Stimmen wurde erreicht, die Nein-Stimmen blieben in der Minderheit. Mit dem heutigen Votum wird das von der Initiative vorgelegte Klimaschutzgesetz verbindlich. Es schreibt fest, dass Hamburg bereits bis 2040 klimaneutral werden soll –…
Ähnliche Artikel
Arbeitsmarkt
Aktuelle Stunde – Block: „Alle müssen von ihrer Arbeit gut leben können!“
Auf Anmeldung der Grünen Fraktion debattiert die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer heutigen Sitzung das Thema „Der Fall Lieferando mahnt: Die Menschen brauchen bessere Bedingungen im Niedriglohnsektor, mehr Tarifbindung und einen fairen Mindestlohn“. Hintergrund sind die Entlassungen von 2.000 Fahrer*innen bundesweit – darunter der gesamte Hamburger Standort mit über 500 Beschäftigten, den sogenannten Ridern – und…
Arbeitsmarkt
Zum Tag der Arbeit – Grüne in Hamburg warnen vor sozialen Rückschritten im Bund
Am heutigen 1. Mai gehen in Hamburg Tausende Menschen unter dem Motto „Mach dich stark mit uns“ auf die Straße – für bessere Löhne, gerechte Arbeitsbedingungen und eine solidarische Gesellschaft. Der diesjährige Tag der Arbeit steht im Zeichen zweier Regierungsbildungen: Während in Hamburg Rot-Grün den sozial-ökologischen Kurs fortsetzt, ist im Bund unter Führung der Union ein Rückschritt…
Arbeitsmarkt
Gute Arbeit im Vergaberecht – Rot-Grün für rechtliche Verankerung von Tarifbindung und Tariftreue
Tarifverhandlungen zwischen Sozialpartnern sind wesentlich für die Förderung guter Arbeitsbedingungen und Löhne. SPD und Grüne wollen daher Tarifbindung und Tariftreue als verbindliche Kriterien im Hamburger Vergaberecht verankern. Über einen entsprechenden rot-grünen Zusatzantrag stimmt die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer heutigen Sitzung ab. Dazu Filiz Demirel, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Ich freue mich sehr, dass…