Die Corona-Pandemie setzt Hamburgs Tierheime, die Hamburger Tiertafel und Tierschutzvereine unter Druck. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes sind 2020 bundesweit eine Million Haustiere neu angeschafft worden – viele finden jedoch nur für kurze Zeit ein neues Zuhause. Um eine drohende Überlastung der Tierschutz-Infrastruktur in Hamburg zu verhindern, ersuchen die rot-grünen Regierungsfraktionen den Senat in einem gemeinsamen Antrag, Hilfen für Tierheime und Tierschutzvereine zu prüfen, die über die Förderungen des Bundes hinausgehen.
Dazu Lisa Maria Otte, Sprecherin für Tierschutz der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Eine Million Haustiere haben während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ein neues Zuhause gefunden, viele davon offenbar nur vorläufig. Tierschutzvereine in Hamburg und ganz Deutschland schlagen Alarm. Denn nach dem Ende des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr gab es eine Abgabewelle von Haustieren in den Tierheimen. Ein Grund dafür kann die fehlende Beratung beim Kauf von Tieren im Internet sein. Das führt dazu, dass Menschen zu spät und mit Erschrecken feststellen, wie teuer und aufwändig das Halten von Haustieren sein kann. Es ist damit zu rechnen, dass Tierschutzvereine und Tierheime in Hamburg nach Ende der Pandemie mit einer kaum zu bewältigenden Anzahl von Abgabe- und Fundtieren konfrontiert sein werden. Daher müssen wir jetzt handeln und gemeinsam mit den Vereinen vorbereitet sein, bevor diese wegen Überfüllung keine Tiere mehr aufnehmen können. Neben einer finanziellen Unterstützung sollten auch logistische Lösungen entwickelt werden, wenn Zwinger und Käfige an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Hier müssen der Senat und die zuständigen Behörden mit den Tierschutzvereinen in Austausch gehen und ihnen unter die Arme greifen.”
Dazu Britta Schlage, Tierschutzexpertin der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Als Gesellschaft stehen wir in der Verantwortung, den Schutz der vom Menschen abhängigen Haustiere sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund ist es richtig und leider auch notwendig, dass wir mit staatlicher Unterstützung eine Überlastung der Tierheime verhindern. Allein im zweiten Halbjahr 2020 hat sich die Zahl der Hundebesitzerinnen und -besitzer in Hamburg um mehr als 2.000 erhöht. Damit zeichnet sich leider auch eine erhöhte Abgabequote in den Hamburger Tierheimen ab. Mit
unserem Antrag sorgen wir dafür, dass die Einrichtungen in einem solchen Fall rasch unterstützt werden können.“
Hintergrund: In fast der Hälfte aller deutschen Haushalte leben Tiere. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes hat sich die Anzahl der Haustiere im Pandemiejahr 2020 um eine Million erhöht. Vor dem Hintergrund geringerer Spendenaufkommen und weiterhin laufender Kosten hat das Bundesumweltministerium eine Sonderhilfe in Höhe von 7.500 Euro für Tierheime aufgelegt. Antragsberechtigt sind aber nur gemeinnützige Vereine, die Tiere halten. Tierschutzinitiativen, die keine Tiere beherbergen, aber durch die Pandemie ebenso betroffen sind, können diese einmalige Förderung nicht beantragen. Der vorliegende Antrag von SPD und Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft berücksichtigt hingegen alle gemeinnützigen Vereine, die sich im Bereich Tierschutz engagieren, und hebt neben den Tierheimen die Hamburger Tiertafel hervor. Diese verzeichnet seit Beginn der Pandemie monatlich etwa 1.000 Kundinnen und Kunden, rund 300 mehr als zuvor. Sie unterstützt Menschen darin, ihre Haustiere auch in finanziellen Notlagen weiterhin selbst versorgen zu können. Eine gute finanzielle Ausstattung der Tiertafel hat daher zur Folge, dass weniger Tiere in den Tierheimen abgegeben werden müssen. Der Antrag umfasst die Prüfung möglicher Hilfestellungen, die sowohl finanziell als auch logistisch oder beratend sein können. Dabei richtet sich der Umfang nach dem Bedarf der betroffenen Vereine.


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