In ihrer heutigen Aktuellen Stunde debattiert die Hamburgische Bürgerschaft über Gewalt gegen Frauen. Das am 21. November vom Bundeskriminalamt veröffentlichte Lagebild verdeutlicht, dass auch im vergangenen Jahr die polizeilich erfasste Gewalt gegen Frauen weiter zugenommen hat. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen hatten das Thema unter dem Titel „Jeder Femizid ist einer zu viel: Geschlechtsspezifische Gewalt bekämpfen, Selbstbestimmung von Frauen stärken“ gemeinsam angemeldet.
Dazu Lena Zagst, rechtspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Femizide sind die extremste Form patriarchaler Gewalt. Sie zeigen auf furchtbare Weise, wohin es führen kann, wenn Männer Besitzansprüche über das Leben von Frauen erheben. Es ist unerträglich, dass unsere Rechtsprechung hier oft immer noch Täter-Verständnis zeigt, aber: Wer eine Frau tötet, weil sie sich trennt, darf vor Gericht nicht auf Verständnis hoffen, weil er einen ‚Verlust’ erlitten hat. Das ist kein Beziehungsdrama. Wir müssen diese Taten endlich als das benennen und bestrafen, was sie sind: geschlechtsspezifisch motivierte Verbrechen. Deshalb brauchen wir dringend eine Reform des Strafrechts, die frauenfeindliche Motive als klares Mordmerkmal in § 211 Strafgesetzbuch verankert. Doch Strafrecht allein reicht nicht. Das Gegenteil von patriarchaler Gewalt ist gelebte Selbstbestimmung. Unsere Aufgabe ist es, Frauen diese Selbstbestimmung zu ermöglichen – durch ökonomische Unabhängigkeit, faire Löhne und unkomplizierten Zugang zu sicherem Wohnraum, wie ihn die SAGA jetzt für gewaltbetroffene Frauen erleichtert hat. Nur wenn Frauen frei von Abhängigkeiten sind, können sie wirklich sicher leben.“
Dazu Claudia Loss, Expertin für Opferschutz der SPD-Fraktion Hamburg: „Die Zahlen sind erschreckend: 308 Frauen waren 2024 Opfer eines Tötungsdelikts durch ihren (Ex-)Partner. Über 53.000 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Sexualstraftaten und mehr als 187.000 Frauen waren von häuslicher Gewalt betroffen. Ob im eigenen Zuhause oder im digitalen Raum – die Gewalt gegenüber Frauen nimmt seit Jahren zu. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Dunkelziffer bei diesen Taten noch deutlich höher liegt. Um Frauen einen einfacheren und sicheren Ausstieg aus gewaltsamen Beziehungen zu ermöglichen, haben wir in den vergangenen Jahren insbesondere die Frauenhäuser gestärkt und die Platzkapazitäten erhöht sowie uns mit einer Bundesratsinitiative dafür eingesetzt, dass Betroffene bei häuslicher Gewalt einfacher aus gemeinsamen Mietverträgen aussteigen können. Gleichzeitig wollen wir auch künftig Präventionsprogramme und Unterstützungsmöglichkeiten gemeinsam mit den Opferverbänden weiter stärken und das Gewalthilfegesetz konsequent für Hamburg nutzen. Und: Wir setzen uns auf Bundesebene dafür ein, in § 211 Strafgesetzbuch ein eigenes Mordmerkmal für geschlechtsspezifische Tatmotive zu verankern, um bei Femiziden eine schuldangemessene, härtere Bestrafung zu ermöglichen. Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema, sondern betrifft uns alle. Opfer und Täter kommen aus allen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen – es liegt daher an uns allen, gemeinsam und konsequent dafür zu sorgen, dass die Gewalt gegenüber Frauen endlich aufhört.“


Neuste Artikel
Beteiligung
Abschaffung der Stabsstelle Bürgerräte – Kern: „Ein fatales Signal von Julia Klöckner“
Medienberichten zufolge plant Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Stabsstelle für Bürgerräte im Bundestag aufzulösen, die 2022 von der damaligen Ampelregierung eingerichtet wurde. Die Grüne Fraktion Hamburg kritisiert dies als Rückschritt für die Beteiligung der Bürger*innen: Formate wie Bürgerräte sind eine sinnvolle Ergänzung zur parlamentarischen Arbeit und bieten die Chance, Akzeptanz zu schaffen und die Perspektiven der…
Rechtspolitik
Einfacherer Ausstieg aus Mietverträgen – Zagst: „Ein wichtiger Hamburger Vorstoß für gewaltbetroffene Frauen“
Hamburg geht beim Gewaltschutz von Frauen voran und setzt sich auf Bundesebene für eine schnellere, unkomplizierte Auflösung gemeinsamer Mietverträge bei Partnerschaftsgewalt ein. Bislang ist dafür ein langwieriges Gerichtsverfahren notwendig, das für gewaltbetroffene Frauen verlängertes Leid bedeutet. Die Grüne Fraktion zeigt sich hocherfreut darüber, dass der Senat diese wichtige Initiative, die auf einem Bürgerschaftsantrag der Regierungsfraktionen…
Fraktionsvorstand
Besuch des Bundeskanzlers – Gwosdz: „Wir erwarten von Friedrich Merz ein klares Signal“
Am heutigen Dienstag kamen der Hamburger Senat und Bundeskanzler Friedrich Merz zu einer gemeinsamen Sitzung im Rathaus zusammen. An dem Termin nahm auch der Vorsitzende der Grünen Fraktion, Michael Gwosdz, teil. Die Grüne Fraktion nimmt den Besuch zum Anlass, um auf die notwendige Unterstützung des Bundes bei zentralen Zukunftsthemen hinzuweisen. Insbesondere beim Klimaschutz und der…
Ähnliche Artikel
Rechtspolitik
Einfacherer Ausstieg aus Mietverträgen – Zagst: „Ein wichtiger Hamburger Vorstoß für gewaltbetroffene Frauen“
Hamburg geht beim Gewaltschutz von Frauen voran und setzt sich auf Bundesebene für eine schnellere, unkomplizierte Auflösung gemeinsamer Mietverträge bei Partnerschaftsgewalt ein. Bislang ist dafür ein langwieriges Gerichtsverfahren notwendig, das für gewaltbetroffene Frauen verlängertes Leid bedeutet. Die Grüne Fraktion zeigt sich hocherfreut darüber, dass der Senat diese wichtige Initiative, die auf einem Bürgerschaftsantrag der Regierungsfraktionen…
Rechtspolitik
Femizide klar benennen – Rot-Grün für schärfere Gesetzeslage
Im Jahr 2023 wurden laut Bundeskriminalamt 360 vollendete Tötungsdelikte durch (ehemalige) Partnerinnen und Partner registriert. Auch im vergangenen Jahr ist die Gewalt gegen Frauen weiter angestiegen – das verdeutlicht das vergangene Woche veröffentlichte Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2024“ des Bundeskriminalamtes. Besonders häufig eskaliert die Gewalt im Zusammenhang mit Trennungen der meist weiblichen Opfer….
Rechtspolitik
Rot-grüne Bundesratsinitiative – Moderne Prozessordnung für Finanzgerichte
In einem gemeinsamen Antrag setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen für eine Bundesratsinitiative der Freien und Hansestadt Hamburg ein. Ziel ist es, mit einer Novelle der Finanzgerichtsordnung eine moderne Prozessordnung umzusetzen. So sollen effizientere, digitalere und schnellere Verfahren möglich werden. Die Initiative ergänzt die bisherigen Modernisierungsbemühungen des Bundesministeriums der Justiz für die Zivilprozessordnung,…