Im Rahmen ihrer heutigen Sitzung debattiert die Hamburgische Bürgerschaft einen Antrag der Regierungskoalition, der eine bessere Verzahnung von Familien- und Beschäftigungspolitik vorsieht. Hintergrund ist die große Zahl von Kindern, die in Familien leben, die Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) erhalten. Viele Statistiken zeigen, dass Alleinerziehende und Familien mit mehr als zwei Kindern in besonderem Maße einem Armutsrisiko ausgesetzt sind. Obwohl in Hamburg im Unterschied zu den meisten anderen Bundesländern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht an einem fehlenden Angebot an Kindertagesbetreuung scheitert, sind immer noch zu viele junge Mütter und Alleinerziehende ohne Arbeit. Deshalb wollen SPD und Grüne mit ihrem Antrag nun prüfen, wie sich der Zugang zum Arbeitsmarkt für diese Gruppen weiter erleichtern lässt.
Dazu Antje Möller, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Die Hamburger Arbeitsmarktpolitik hat das Ziel, jungen Eltern, hier vor allem den Müttern, den Zugang zur Erwerbstätigkeit leichter zu machen. Gezielte Angebote wie Teilzeitmodelle auch in der Ausbildung können dafür eine Lösung sein, wenn sie die jungen Leute auch erreichen. Dazu sollen auch die Jugendämter, die die Familien betreuen, mit team.arbeit.hamburg eng kooperieren. Mit unserem Berichtsantrag an den Senat wollen wir die Wirksamkeit der verschiedenen, im gemeinsamen Arbeitsmarktprogramm 2015-2020 verankerten Unterstützungsangebote für junge Erziehende überprüfen.“
Dazu Jens Schwieger, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Mit dem Arbeitsmarktprogramm des Senats wurden bereits die Weichen für eine stärkere Kooperation von Jobcentern und Jugendhilfe gestellt. Das treiben wir nun voran, um die Angebote weiter zu verbessern. Teilzeitausbildungen sind für Alleinerziehende sowie junge Eltern oft eine gute Möglichkeit, um den Anschluss an die Arbeitswelt nicht zu verlieren. Qualifizierung und Beschäftigung sind zusammen mit notwendigen Weichenstellungen auf Bundesebene der Schlüssel, um das Armutsrisiko zu mindern und dem Teufelskreis aus verpasster Qualifizierung, Arbeitslosigkeit und Armutsrisiko zu entrinnen.“
Uwe Lohmann, familienpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, ergänzt: „Es ist gut, wenn Jobcenter und Familienhilfe stärker kooperieren. Diese Kooperation wird helfen, dass sehr junge Eltern oder Alleinerziehende trotz der Herausforderungen, die Kindererziehung mit sich bringt, den Start in Ausbildung und Beschäftigung finden. Der Arbeitslosigkeit der Eltern gilt es vorzubeugen – davon profitieren Eltern und Kinder gleichermaßen.“
Hintergrund:
Bei den unter Achtzehnjährigen sind in Hamburg 2017 (gemessen am Bundesmedian) 19,6 Prozent (2016: 22,5 Prozent) der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht. Bei den Haushalten mit einem Erwachsenen und einem oder mehreren Kindern lag die Quote in 2017 bei 34,9 Prozent (2016: 41,0 Prozent). Eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für Hamburg bestätigt die positiven Effekte des gut ausgebauten Kita-Angebots. Sie zeigen, dass sowohl die Betreuungsquote in Einrichtungen der Kinderbetreuung als auch die Erwerbstätigenquote kontinuierlich gestiegen sind. In der bundeslandübergreifenden Analyse zeigen sich positive Zusammenhänge zwischen Betreuungsausbau und Erwerbswahrscheinlichkeit. Die Zahl der nicht erwerbstätigen Eltern insgesamt ist in Hamburg zwar rückläufig – insgesamt sind Mütter aber immer noch deutlich seltener erwerbstätig als Väter sowie als kinderlose Männer und Frauen. Dies betrifft auch Mütter mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss.
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