Die rot-grünen Regierungsfraktionen unterstützen den Einstieg der weltgrößten Containerreederei Mediterranean Shipping Company (MSC) bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Mithilfe der strategischen Partnerschaft will Hamburg die Entwicklung des Hafens stärken sowie den Wirtschaftsstandort langfristig sichern. In einem gemeinsamen Zusatzantrag betonen SPD und Grüne die Bedeutung von guter Arbeit und Beschäftigungssicherung im Hafen und untermauern, dass Mitbestimmung, Tarifbindung und der Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze auch weiterhin zentraler Bestandteil der HHLA bleiben. Über den rot-grünen Antrag wird in der heutigen Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft entschieden.
Dazu Johannes Müller, hafenpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion Hamburg: „Unser Hafen ist der wirtschaftliche Motor Hamburgs. Zugleich befindet er sich in einem harten internationalen Wettbewerb. Weltwirtschaftliche Trends schlagen hier direkt durch, zugleich hat der Containerumschlag in Hamburg an Attraktivität verloren. Das ist ein klares Warnsignal: Wir müssen unsere Terminals modernisieren und weiterentwickeln. Dafür benötigt Hamburg einen starken Partner – das ist der Grund für die MSC-Beteiligung, der bei allen Bedenken nicht vergessen werden sollte. Dass MSC mindestens eine Million Container über die HHLA umschlagen möchte und knapp eine halbe Milliarde investiert, ist ein wichtiges Zeichen und verdeutlicht das hohe Potenzial unseres Wirtschaftsstandorts. Zugleich ist es absolut verständlich, dass eine solche Weichenstellung Befürchtungen hervorruft, die wir sehr ernstnehmen. In den vergangenen Monaten haben wir unzählige Gespräche geführt, mit Gewerkschaften, Arbeiter*innen und vielen Menschen aus der Zivilgesellschaft, und sorgfältig abgewogen. Dabei steht fest: Hamburg bleibt Mehrheitseigner der HHLA und hält weiterhin alle Zügel in der Hand. Die Hamburger CDU hingegen spricht sich für eine Komplettprivatisierung und den Ausverkauf der HHLA aus. Das kann und wird es mit uns nicht geben. Die Arbeitsplätze sind ebenso sicher wie die Standards von Mitbestimmung und guter Arbeit. Auch die HHLA-Immobilien bleiben in städtischer Hand. Leider geht in der öffentlichen Debatte vieles durcheinander und wird verkürzt dargestellt. Hamburg ist als weltoffene Handelsmetropole immer dann am stärksten, wenn sie Veränderungen und Innovationen mutig und gestaltend angeht. MSC unterstützt die HHLA dabei und garantiert den Umschlag von Ladung. Der Hafen und die Hamburger Wirtschaft brauchen diesen Investitions- und Wachstumsturbo.“
Dazu Markus Schreiber, hafenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg: „Die Rahmenbedingungen im Seegüter- und Containerumschlag haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert. Wenn Hamburg den Anschluss an die Konkurrenzhäfen der Nordrange halten will, brauchen wir einen starken Partner an unserer Seite. Die Kooperation mit MSC sorgt für zusätzliche Ladung, neue Investitionen und sichert die langfristige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes. Zugleich liegt die Mehrheit an der HHLA und damit die Entscheidungshoheit weiterhin bei der Stadt. Auch die Flächen des Hafens bleiben in städtischer Hand. Die ausführlichen Beratungen in den Ausschüssen der Hamburgischen Bürgerschaft haben deutlich gemacht, dass der Senat gründlich gearbeitet und die strategische Partnerschaft umfassend vorbereitet hat. Sie haben aber auch gezeigt, wo die Sorgen der Bürger:innen und Hafenarbeiter:innen liegen. Deshalb greifen wir mit unserem Zusatzantrag verschiedenste Punkte aus den Beratungen auf. Der Senat soll im Sinne größtmöglicher Transparenz über alle weiteren Verfahrensabläufe – etwa mit MSC und der EU – berichten. Wir sichern die Speicherstadt gegen den Zugriff von externen Investoren ab, für den Fall einer Herauslösung ist die Bürgerschaft frühzeitig vom Senat zu informieren. Einen deutlichen Schwerpunkt legen wir im Rahmen unseres Zusatzantrags auf den Erhalt von Guter Arbeit. Die Sicherung und der Erhalt von qualifizierten Arbeitsplätzen, die Mitbestimmung der Beschäftigten sowie die Tarifbindung bleiben bestehen.“
Hintergrund:
Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft soll MSC künftig 49,9 Prozent der Anteile an der HHLA halten – rund 19 Prozent davon erhält die Reederei von Hamburg, 30 Prozent erwirbt MSC an der Börse. Die Mehrheit des Unternehmens soll mit 50,1 Prozent der Aktien im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg verbleiben. Seit der mit dem Börsengang 2007 verbundenen Teilprivatisierung der HHLA verfügt die Stadt bislang über rund 70 Prozent der Aktien. Die Möglichkeit einer strategischen Steuerung ist in diesem Modell stark eingeschränkt. Mit künftig nur noch zwei Partnern auf Gesellschafterebene kann Hamburg eine aktivere Rolle einnehmen und eine gemeinsame Strategie für die HHLA entwickeln.
Neuste Artikel
Haushalt
Sanierungsfonds Hamburg 2030 – Rot-Grün sichert barrierefreie Sportangebote im Hammer Park
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen setzen sich für die umfassende Modernisierung des Stadions im Hammer Park ein. Um die Finanzierungslücke in Höhe von 220.000 Euro zu schließen, die durch gestiegene Baukosten entstanden ist, soll der Sanierungsfonds Hamburg 2030 in Anspruch genommen werden. Die Mittel sind insbesondere für die barrierefreie Erweiterung der Calisthenics-Anlage sowie die…
Fraktionsvorstand
Attacke auf Hamburger Antisemitismusbeauftragten – Gwosdz: „Antisemitismus darf in Hamburg keinen Platz haben“
Die Grüne Fraktion Hamburg verurteilt den heutigen Angriff auf den Hamburger Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel und seine Tochter aufs Schärfste. Die Attacke ist zugleich ein erschreckendes Beispiel für zunehmenden Antisemitismus, dem Menschen jüdischen Glaubens ausgesetzt sind. Dazu Michael Gwodsz, Vorsitzender der Grünen Fraktion Hamburg: „Die Attacke auf Stefan Hensel und seine Tochter ist absolut inakzeptabel und…
Fraktionsvorstand
Aktuelle Stunde zu Olympia – Imhof: „Wir zeigen Chancen auf und lassen die Menschen selbst entscheiden“
Mit der Übergabe des Hamburger Konzepts hat der Senat die Grundlage für eine mögliche Olympiabewerbung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gelegt. Die finale Entscheidung werden die Hamburger*innen per Referendum im kommenden Jahr treffen. In der heutigen Aktuellen Stunde der Bürgerschaft macht die Grüne Fraktion klar, dass ein mögliches Olympia so ausgestaltet sein muss, dass es…
Ähnliche Artikel
Hafen
Gute Arbeit im Hafen – Rot-Grün setzt sich für Sicherung des Gesamthafenbetriebs ein
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen setzen sich für die langfristige Sicherung des Gesamthafenbetriebs (GHB) mit seinen rund tausend Beschäftigten ein. Ein Antrag zur Bürgerschaftssitzung am 16. Oktober soll Maßnahmen auf den Weg bringen, um den Hafenbetrieb zu stärken und den GHB als wichtigen Akteur für tarifgebundene und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu unterstützen. Dazu Johannes Müller,…
Hafen
Impulspapier zur Zukunft des Hafens – Müller: „Unsere Wirtschaft macht klar: Es ist Zeit zu handeln“
Heute haben die Handelskammer und der Unternehmensverband Hafen Hamburg ein Impulspapier mit Ideen zur künftigen Entwicklung des Hamburger Hafens vorgestellt. Die Grüne Fraktion Hamburg begrüßt die notwendigen Denkanstöße aus der Hamburger Wirtschaft. Auf dem Weg zum nachhaltigen Umbau des Hamburger Hafens müssen alle Beteiligten eng zusammenarbeiten, damit der Wohlstand in Hamburg auch langfristig bewahrt werden…
Hafen
Positionspapier zur Maritimen Konferenz – Putz: „Unsere Häfen sind auf eine Investitionsoffensive angewiesen“
Am Donnerstag und Freitag dieser Woche findet in Bremen die von der Bundesregierung ausgerichtete Nationale Maritime Konferenz statt. Aus diesem Anlass fordern die Sprecher*innen für Häfen und Schifffahrt der norddeutschen Landtagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen in einem gemeinsamen Positionspapier ein klares Bekenntnis des Bundes für die Hafenstandorte der Bundesrepublik. Die Abgeordneten aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen…