Die Fraktionen von SPD, Grünen, CDU und LINKE haben einen gemeinsamen Antrag in die Hamburgische Bürgerschaft eingebracht, mit dem der Senat ersucht wird, gemeinsam mit den Sinti:zze und Rom:nja sowie ihren Verbänden in Hamburg eine Gesamtstrategie gegen Antiziganismus zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe zu entwickeln. Sie greifen damit Bemühungen auf, die im Bericht der „Unabhängigen Kommission Antiziganismus“ im Deutschen Bundestag und auch im Rahmen der gemeinsamen Romastrategie der Europäischen Union formuliert worden sind.
Dazu Filiz Demirel, Sprecherin für Antidiskriminierung und Migration der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Sinti*zze und Rom*nja erleben in allen Bereichen der Gesellschaft Ausgrenzungen und Diskriminierungen. Wir haben im Koalitionsvertrag deshalb vereinbart, einen überfälligen Schritt zu gehen und den Antiziganismus zu bekämpfen. Deshalb freue ich mich, dass wir nun in Zusammenarbeit mit Vereinen und Selbstorganisationen der Sinti*zze und Rom*nja eine Gesamtstrategie gegen Antiziganismus und zur Förderung der gleichberechtigen Teilhabe in Hamburg entwickeln. Als Verfolgte sind Sinti*zze und Rom*nja bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert. Es ist Aufgabe der Länder, das zu ändern und für Minderheiten geeignete Bedingungen zu schaffen, die ihnen eine Wahrung der eigenen Identität ermöglichen. Zudem müssen wir uns der eigenen Geschichte stellen und für ein würdiges Gedenken in Erinnerung an die Verbrechen des Naziregimes und der Diskriminierung in Nachkriegsdeutschland sorgen. Wir wollen keine Zeit mehr verlieren und werden die Gespräche schnellstmöglich beginnen.“
Dazu Kazim Abaci, Sprecher für Integration, Migration und Geflüchtete der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Sinti:zze und Rom:nja gehören zu Hamburg und leben hier seit Jahrhunderten. Während des NS-Regimes wurden viele von ihnen verfolgt und ermordet. Noch heute leiden Sinti:zze und Rom:nja unter Benachteiligungen – etwa im Bildungsbereich. Deshalb arbeitet die Stadt seit vielen Jahren zusammen mit den Verbänden der Sinti:zze und Rom:nja an konkreten Projekten wie dem Beratungszentrum oder dem Familienbildungszentrum, um die Lebenssituation in verschiedenen Bereichen zu verbessern. Es wird Zeit, dass diese erfolgreichen Aktivitäten in einer städtischen Gesamtstrategie gebündelt werden, um noch mehr Schlagkraft zu entfalten. Mit dem nun vorliegenden Antrag sendet die Hamburgische Bürgerschaft auch im Sinne der EU-Romastrategie ein starkes Zeichen der Solidarität und gegen Diskriminierung. Hamburg bekennt sich ohne Wenn und Aber zu den hier lebenden Sinti und Roma.“
Dazu Andreas Grutzeck, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Die traurige Diskriminierungsgeschichte der Sinti und Roma in Hamburg ist Jahrhunderte alt und voller Leid. Lange Zeit wurden sie für „vogelfrei“ erklärt, verjagt und ermordet. Die grausamen Verbrechen an Sinti und Roma in Hamburg, Deutschland und Europa dürfen wir nie vergessen. Bis heute werden Mitmenschen, die zu dieser Bevölkerungsgruppe gehören, diskriminiert und ausgegrenzt. Mit unserem Antrag wollen wir mehr als ein politisches Signal setzen. Gemeinsam mit den Sinti und Roma und ihren Verbänden wollen wir eine Gesamtstrategie gegen Antiziganismus entwickeln. Sie sollen sich in Hamburg sicher, wohl und willkommen fühlen. Das erreichen wir unter anderem, indem wir eine gleichberechtigte Teilhabe fördern. Es ist nun an der Zeit, gemeinsam mit den Sinti und Roma die Zukunft zu gestalten.“
Dazu Metin Kaya, Fachsprecher für Migration und interkulturelles Zusammenleben der LINKEN in der Bürgerschaft: „Mit diesem Antrag gehen wir einen wichtigen Schritt Richtung gleichberechtigter Teilhabe aller Sinti*zze und Rom*nja in Hamburg. Darauf sollten noch weitere Schritte folgen, die insbesondere auch die politische Mitsprache in den Fokus rücken. Es gilt, neben kultureller und sozialer Teilhabe auch die politische Teilhabe zu fördern. Wir stehen gemeinsam für die Stärkung der Minderheitenrechte der Sinti*zze und Rom*nja ein.“


Neuste Artikel
Klimaschutz
CCU und CCS – Rot-Grün bringt Carbon-Management-Strategie für Hamburg auf den Weg
Die rot-grünen Regierungsfraktionen wollen Hamburg beim Umgang mit unvermeidbaren industriellen CO₂-Emissionen strategisch breiter aufstellen. Ein gemeinsamer Antrag ersucht den Senat, eine umfassende Carbon-Management-Strategie zu entwickeln. Sie soll sowohl natürliche CO₂-Senken wie Moore, Wälder und Seegraswiesen stärken als auch technologische Verfahren einbeziehen, die CO₂ abscheiden, nutzen oder speichern können. Dazu gehören Carbon Capture and Utilization (CCU),…
Rechtspolitik
Jeder Femizid ist einer zu viel – Geschlechtsspezifische Gewalt bekämpfen, Selbstbestimmung von Frauen stärken
In ihrer heutigen Aktuellen Stunde debattiert die Hamburgische Bürgerschaft über Gewalt gegen Frauen. Das am 21. November vom Bundeskriminalamt veröffentlichte Lagebild verdeutlicht, dass auch im vergangenen Jahr die polizeilich erfasste Gewalt gegen Frauen weiter zugenommen hat. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen hatten das Thema unter dem Titel „Jeder Femizid ist einer zu viel: Geschlechtsspezifische…
Beteiligung
Abschaffung der Stabsstelle Bürgerräte – Kern: „Ein fatales Signal von Julia Klöckner“
Medienberichten zufolge plant Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Stabsstelle für Bürgerräte im Bundestag aufzulösen, die 2022 von der damaligen Ampelregierung eingerichtet wurde. Die Grüne Fraktion Hamburg kritisiert dies als Rückschritt für die Beteiligung der Bürger*innen: Formate wie Bürgerräte sind eine sinnvolle Ergänzung zur parlamentarischen Arbeit und bieten die Chance, Akzeptanz zu schaffen und die Perspektiven der…
Ähnliche Artikel
Antidiskriminierung
Neues Antidiskriminierungsbüro eröffnet – Demirel: „Ein Ort für alle, die der Diskriminierung den Kampf ansagen“
Hamburg eröffnet ein neues Antidiskriminierungsbüro: In der Lübecker Straße 128 im Stadtteil Hohenfelde erhalten Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, ab sofort ein breites Angebot an Beratung und Begleitung. Für die Grüne Fraktion ist das ein weiterer, wichtiger Schritt im Kampf für ein selbstbestimmtes Leben aller Menschen. Besonders erfreulich ist, dass alle nach dem Allgemeinen…
Antidiskriminierung
Strategie gegen Antiziganismus – Demirel: „Kampf gegen Antiziganismus ist historische Verantwortung“
Im Ausschuss für Soziales der Hamburgischen Bürgerschaft wird heute über die „Gesamtstrategie zur Bekämpfung des Antiziganismus und zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe der Sinti und Roma in Hamburg“ debattiert. Diese wurde im Rahmen eines interfraktionellen Antrags im September 2021 auf den Weg gebracht und ist nun seit Mai 2024 öffentlich einsehbar. Für die Grüne Fraktion…
Antidiskriminierung
Anhörung im Ausschuss – Demirel: „Gutachten gibt grünes Licht für ein Antidiskriminierungsgesetz“
Um wirksam vor Diskriminierung zu schützen, gilt es, bestehende Rechtslücken aufzuspüren und zu schließen. Zu diesem Zweck hat der Senat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das in dieser Woche im Ausschuss für Gleichstellung und Antidiskriminierung diskutiert wurde. Das Gutachten verdeutlicht, dass es auf dem Weg zum besseren Diskriminierungsschutz weitere Hürden zu bewältigen gibt und der…