Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft und hat das veraltete Transsexuellengesetz abgelöst. Mit dem Gesetz wurde ein wichtiger Schritt zur Wahrung der Menschenrechte von trans* Personen getan. Aus einer Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage (SKA) des Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Adrian Hector geht hervor, dass in Hamburg seit dem 1. August 2024 insgesamt 811 Personen einen Antrag gestellt haben, um eine Erklärung nach dem SBGG abgeben zu können. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen dreimonatigen Wartefrist bis zum 1. November haben inzwischen 395 dieser Personen ihre Erklärung offiziell abgegeben. Das sind in drei Monaten fast sechseinhalb Mal so viele Verfahren wie nach dem TSG im Jahr 2023. Damals hatte es nur insgesamt 61 Verfahren gegeben.
Dazu Adrian Hector, Sprecher für geschlechtliche Vielfalt der Grünen Fraktion Hamburg: „Die hohe Zahl an Anträgen zeigt, wie dringend das Selbstbestimmungsgesetz in Hamburg erwartet wurde und welche immense Erleichterung es für viele trans*, inter* und nicht-binäre Menschen darstellt. Nach jahrzehntelangen Diskriminierungserfahrungen bietet es nun eine einfache und würdige Möglichkeit zur Änderung des Geschlechtseintrags. Doch die hohe Nachfrage bringt auch Herausforderungen mit sich: Die Standesämter müssen weiterhin gut ausgestattet und geschult werden, um den Prozess reibungslos zu gestalten. Wichtig ist zudem, dass Betroffene umfassend über das Verfahren informiert werden, damit es zu keinen unnötigen Irritationen kommt. Wir setzen uns dafür ein, dass in Hamburg alle notwendigen Strukturen geschaffen werden, um diesen historischen Schritt in der Geschlechtergerechtigkeit weiterhin bestmöglich umzusetzen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die konsequente Umsetzung des Offenbarungsverbots, das ein essenzieller Bestandteil des SBGG ist. Hamburgs Innenbehörde sollte daher zügig eine Meldestelle schaffen, bei der Betroffene Verstöße gegen dieses Verbot melden können. Denn das SBGG beinhaltet richtigerweise ein bußgeldbewehrtes Offenbarungsverbot, um Diskriminierung und Zwangsoutings endlich ein Ende zu setzen.“
Hintergrund
Das SBGG enthält mit §13 und §14 ein bußgeldbewehrtes Offenbarungsverbot. Dieses verbietet die Offenbarung und Ausforschung des früheren Geschlechtseintrags und Vornamens von trans* Menschen unter Androhung einer Geldbuße von bis zu 10.000 Euro. Die Grüne Fraktion setzt sich dafür ein, dass auch in Hamburg zügig eine Meldestelle geschaffen wird, um für einen umfassenden Schutz der Betroffenen zu sorgen.
Neuste Artikel
Wirtschaft
Hafenfinanzierung sichern – Rot-Grün nimmt Bund in die Pflicht
Für den Erhalt und den notwendigen Ausbau der Infrastruktur der norddeutschen Seehäfen fallen in den nächsten Jahrzehnten Kosten in Milliardenhöhe an. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen fordern daher eine Aufstockung der seit 20 Jahren unveränderten Bundesförderung für deutsche Seehäfen auf mindestens 500 Millionen Euro pro Jahr. Mit einem gemeinsamen Antrag setzen sich SPD und Grüne zudem…
Gesundheit
SCHULBUS-Studie 2024/25 – Görg: „Wir müssen junge Menschen in der digitalen Welt besser schützen“
Die Sozialbehörde hat heute auf der Landespressekonferenz die Ergebnisse der SCHULBUS-Studie 2024/25 vorgestellt. Diese erhebt regelmäßig repräsentative Daten zum Konsum von Suchtmitteln bei Hamburger Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren. Demnach ist der Konsum von Drogen, Alkohol und Tabak bei Jugendlichen weiter rückläufig. Eine besorgniserregende Steigerung ist allerdings beim Medienkonsum zu beobachten, der in Folge…
Wissenschaft
Aktuelle Stunde in der Bürgerschaft – Storm: „Fokus auf Spitzenforschung und Innovation zahlt sich aus“
Die heutige Aktuelle Stunde steht im Zeichen von Innovation und Spitzenforschung. Zuletzt erhielt die Stadt hier einen zusätzlichen Schub: Mit 50 Millionen Euro werden Hamburger Startups im Rahmen der neu gegründeten Startup Factory „Impossible Founders“ unterstützt. Diese Förderung zeigt, dass kontinuierliches, politisches Engagement für exzellente Forschung langfristig Früchte trägt. Die Grüne Fraktion sieht das als…
Ähnliche Artikel
Queer
Die Hamburger Grünen beim CSD 2024 – Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.
Am Samstag, 3. August, begeht Hamburg den Christopher Street Day (CSD) 2024 mit der alljährlichen großen Demonstration mit Parade unter dem Motto „5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck“. Der Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen Hamburg beteiligt sich mit einem eigenen Wagen, der die Botschaft „Demokratie verteidigen. Vielfalt leben.“ trägt. Neben Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin…
Queer
Vorbereitungen auf Selbstbestimmungsgesetz – Hector: „Ein neues Zeitalter bricht an“
Das im April vom Bundestag verabschiedete „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften” ist ein großer Schritt hin in Richtung Anerkennung für trans*-, inter* und nicht-binären Menschen in Deutschland. Es ersetzt ab dem 1. November das diskriminierende Transsexuellengesetz. Schon ab dem 1. August können Termine beim Standesamt vereinbart…
Queer
Mehr Straftaten gegen LSBTIQ+ – Müller: „Ein alarmierendes Spiegelbild der Stimmung im Land“
Die Zahl der queerfeindlichen Straftaten in Hamburg hat deutlich zugenommen. Das geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) des Grünen Abgeordneten Farid Müller an den Senat hervor. Demnach wurden im Jahr 2023 insgesamt 98 Straftaten im Bereich „sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ erfasst, im Vergleich zu 2022 (56 Straftaten) bedeutet das einen Anstieg um 75…