Das Handwerk ist auch in 2021 in weiten Bereichen unverändert männerdominiert. Trotz vieler Projekte und Initiativen ändern sich die weiblichen Ausbildungs- und Beschäftigungszahlen in gewerblich-technischen Handwerksberufen nur sehr langsam. Außerdem ziehen immer mehr junge Menschen ein Hochschulstudium einer dualen Ausbildung vor. Mit einem Bürgerschaftsantrag, über den am 17. November abgestimmt wird, wollen die rot-grünen Regierungsfraktionen gewerblich-technische Berufe für Frauen sichtbarer machen und prüfen, ob und wie die bereits geförderten Programme und Angebote inhaltlich erweitert werden können. Mit einem Maßnahmenkatalog soll der Einstieg ins Handwerk für Mädchen und Frauen erleichtert und somit eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur gefördert werden.
Dazu Zohra Mojadeddi, Sprecherin für Handwerk der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Junge Frauen, aber auch ihre Lehrer*innen und Eltern, haben oft eine weitgehend auf traditionellen Werten aufbauende Vorstellung von Handwerk im Kopf. Das Handwerk wird häufig noch mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, jedoch nicht mit Digitalisierung, Klimaneutralität, Modernität und der Lösung von Zukunftsaufgaben, mit denen sich das Handwerk heute intensiv auseinandersetzen muss. Denn mehrheitlich sind alle Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in unserer Gesellschaft, von Klimawandel über Smart Living, von Energie- bis Mobilitätswende, von Stadtentwicklung bis Kreislaufwirtschaft, ohne ein starkes Handwerk nicht zu bewältigen. Es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Ziel unseres Antrags ist, mehr junge Frauen zu erreichen und für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Frauen müssen die Möglichkeit haben, neue Wege bei der Berufswahl zu gehen – jenseits von Stereotypen. Denn die Berufsaussichten und Karrierechancen für Frauen im Handwerk sind in Zeiten, in denen Fachkräftegewinnung Priorität hat, hervorragend.“
Dazu Astrid Hennies, Expertin für berufliche Bildung der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Das Handwerk zählt mit über 120.000 Beschäftigten zu den bedeutendsten Arbeitgebern in Hamburg. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass in den nächsten Jahren ein Mangel an Fachkräften droht. Um diesem entgegenzuwirken und die Zukunftsfähigkeit der Branche nachhaltig zu sichern, wollen wir das Handwerk für weibliche Auszubildende attraktiver machen. Dazu gehört eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber es muss auch unser Ziel sein, Klischees der ‚Männerbranche‘ Handwerk zu entkräften. Bereits jetzt gibt es gute Projekte in den Schulen, Kammern und Innungen, um mehr junge Frauen an die Werkbank zu bringen. Auch die Betriebe investieren viel, um Auszubildende für sich zu gewinnen. Aktuell sind rund 20 Prozent der Beschäftigten im Handwerk weiblich. Gemeinsam mit der Handwerkskammer wollen wir das hohe Ruhepotenzial nutzen und diesen guten Wert noch weiter erhöhen, damit das Handwerk die ‚Wirtschaftsmacht von nebenan‘ bleibt.“
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